Psycholexikalische
Ansätze gehen davon aus, dass die menschliche Sprache für alle
persönlichen Eigenschaften, die bedeutsam, interessant oder nützlich
sind, im Laufe der Zeit spezielle Wörter entwickelt. Mit
ansteigender Wichtigkeit der Eigenschaften, steigt auch die
Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein gesondertes Wort hervorgebracht
wird, und sich somit auch im Wortschatz der jeweiligen Sprache
wiederfindet. Allport und Odbert (1936) waren Vertreter der
psycholoexikalischen Ansätze und stellten Wortlisten zur
Beschreibung von Persönlichkeitsdimensionen auf. Raymond B. Cattell
(1945) bearbeitete die ursprünglichen Listen von Allport und Odbert
weiter und reduzierte sie, in dem Versuch die Hauptdimensionen zu
identifizieren, mittels faktorenanalytischer Verfahren. In den 1980er
Jahren gelang dank statistischer Verfahren der EDV die Integration
der von Allport und Odbert aufgestellten und von Cattell reduzierten
Wörterlisten. Es wurden die Big-Five, also die 5 Grunddimensionen
der Persönlichkeit, identifiziert. Das Fünf-Faktoren Modell von
Costa und McCrae (1997) ist das derzeit wohl populärste Modell in
dieser Kategorie der Persönlichkeitsforschung.
Laut
dem Fünf-Faktoren Modell von Costa und McCrae (1997) sind die fünf
Hauptdimensionen der Persönlichkeit Neurotizismus, Extraversion,
Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Erfahrungen,
die von Goldberg (1981) ebenfalls als die „Big-Five“ bezeichnet
wurden. Ein Fragebogen zur Erfassung der Big-Five Faktoren ist das
NEO Persönlichkeitsinventar nach Costa und McCrae. Die oben
angeführten Faktoren sind sehr breit konzipiert, es handelt sich
also um sehr abstrakte Beschreibungsdimensionen. Dadurch ermöglicht
der facettenorientierte Ansatz des NEO-Persönlichkeitsinventars eine
gezielte Analyse der individuellen Binnenstruktur eines
Persönlichkeitsbereiches. (Rammsayer & Weber, 2016b, S.102) Das
NEO-Persönlichkeitsinventar ist als rein beschreibend anzusehen, es
ist Anwendung und Ergebnis eines statistischen Verfahrens, der
Faktorenanalyse. Die Ursachen und Wirkung sowie die Entstehung von
Unterschieden in den einzelnen Persönlichkeitsdimensionen werden
nicht untersucht. Jeder erhobene Persönlichkeitsbereich wird durch
Subskalen repräsentiert, die die spezifischen Facetten der
jeweiligen Persönlichkeitsdimensionen erfassen sollen. Das
NEO-Persönlichkeitsinventar beschreibt sechs Facetten von
Extraversion, die angeben, wie Energie in die Außenwelt investiert
wird. Die Facetten Herzlichkeit, Geselligkeit und
Durchsetzungsfähigkeit beziehen sich auf die Energie, die in den
zwischenmenschlichen Bereich investiert wird, während die Facetten
Aktivität, Erlebnishunger und Frohsinn beschreiben, wie und in
welchem Ausmaß Energie in die äußere Umwelt, außerhalb von
zwischenmenschlichen Beziehungen investiert wird. (Lord, 2011, S.27)
Das untere Ende der Extraversionsfacette, wird als geringe Ausprägung
des gemessenen Merkmals interpretiert, anstatt als Gegenteil. Ein
niedriger Wert in Herzlichkeit bedeutet also, dass wenig Energie in
zwischenmenschliche Beziehungen investiert wird. Das heißt also,
dass weniger Freundlichkeit und Herzlichkeit in der Interaktion mit
anderen Personen, nicht aber gleichzeitig mehr Feindseligkeit oder
Desinteresse festgestellt werden kann.