Das
linguistische
Relativitätsprinzip,
von einigen Forschern auch Sapir-Whorf-Hypothese genannt, nach ihren
beiden bekanntesten Vertretern, besagt, dass die Art und Weise wie
ein Mensch denkt, durch die Grammatik und den Wortschatz seiner
Muttersprache beeinflusst wird. Die Formulierung von Gedanken stellt
demnach also keinen unabhängigen Prozess dar, sondern wird von
unterschiedlicher Grammatik der Sprachen beeinflusst. Verschiedene
Sprachgemeinschaften, haben also demnach auch eine unterschiedliche
eine Wahrnehmung und Sichtweise auf die, sie umgebende, Welt. Die
Gedanken einer Person können von einer anderen Person, die eine
andere Sprache als Muttersprache hat, dementsprechend nicht
vollkommen nachvollzogen werden.
Außer des linguistischen
Relativitätsprinzips wurden noch weitere Beziehungen zwischen Denken
und Sprache vorgeschlagen, die hier im Folgenden jeweils anhand eines
Beispiels erläutert werden sollen. Als prominentester Vertreter der
Hypothese dass Denken innere Sprache ist, gilt John B. Watson. Er war
der Auffassung, dass Denken mit Sprache (und umgekehrt)
gleichzusetzen ist. Als Beispiel dafür kann man innere Monologe mit
sich selbst, bzw. das „in Worten denken“ anführen. Sätze wie
„ich darf heute nicht vergessen die Blumen zu gießen, und danach
muss ich noch die Wäsche zusammenlegen, bevor ich das Abendessen
mache“ zeigen diese inneren Selbstgespräche sehr gut. Jean Piaget
ein Psychologe, vertrat die Meinung, dass die kognitive Entwicklung,
die sprachliche Entwicklung determiniert. Also erst mit
fortschreitender geistiger Entwicklung im Kleinkind-, Schulkind und
Jugendalter eine komplexe Sprache möglich ist, sich ein Kind also
erst mit fortschreitendem Alter komplex artikulieren kann. Am Anfang
seiner sprachlichen Entwicklung zeigt ein Kind nur auf z.B.
Schokolade, wenn es diese haben will und sagt „da“, kann also
noch nicht in Worte fassen was es wirklich will, nämlich die
Schokolade. Mit fortschreitender Entwicklung sind dann aber schon
komplexe Sätze möglich wie z.B. „Mama, wenn ich fertig bin mit
Aufräumen, will ich Schokolade haben.“. Noam Chomsky vertrat die
Theorie, dass Kognition und Sprache vollkommen unabhängig
voneinander sind, sozusagen nebeneinander her existieren, ohne sich
gegenseitig zu beeinflussen. Laut dieser Theorie bringen Kinder von
Geburt an eine Art Bauplan zum Erwerb einer Sprache mit (language
acquisition device), die es ihnen ermöglicht alle Sprachen quasi
nebenbei zu lernen. Das Kind muss also nur noch lernen, die
sprachlichen Inputs richtig zu sortieren und einzuordnen. Demnach
soll ein Kind also seine (Mutter)Sprache ohne jegliche Einwirkung der
Kognition erlernen, nur anhand des mitgebrachten Bauplans. Als Beleg
für diese Theorie wird angeführt, dass Kinder weltweit sprachliche
Fehler machen, die aber trotzdem den eigentlichen grammatischen
Regeln ihrer Sprache folgen, in diesen Fällen aber „Ausnahmen zur
Regel“ darstellen. Ein Beispiel hierfür wäre ein Satz wie „Der
Mann hat eine andere Sprache gesprecht“ oder „Ja Mama, ich sei
vorsichtig“ . Zusätzlich kann als Beweis für diese Theorie auch
das „Verstehen eines Sachverhaltes ohne ihn erklären zu können“
gesehen werden. Ein Sachverhalt wird also verstanden, kann aber nicht
in die richtigen Worte gefasst werden. Es fehlen einem die Worte oder
die Worte scheinen nicht ausreichend oder nicht vollkommen zutreffend
zu sein. Dieses Gefühl der Unzulänglichkeit von Worten hat
sicherlich jeder von uns schon erlebt.
Eine weitere Theorie stammt von
Lew Semjonowitsch Wygotski. Diese Theorie besagt, dass sich Kognition
und Sprache zwar zuerst unabhängig voneinander entwickeln, sich
später aber immer mehr ineinander verschränken. Der Denkprozess
bekommt also mit zunehmender Entwicklung immer mehr soziale Züge,
die einen Austausch über Denkprozesse und Ideen ermöglicht. Ein
Kind fängt zum Beispiel aus reiner Nachahmung an zu zählen, sagt
also gewissermaßen die Zahlwörter auswendig auf ohne wirklich zu
verstehen, dass diese Zahlwörter einen Bezug zur ihn umgebenden Welt
haben. Später setzt es dann diese Zahlwörter in Bezug zu seiner
Umwelt und rechnet beispielsweise mit seinen Fingern. Diese
Hilfsmittel werden dann so verinnerlicht, dass es dann schließlich
komplexe Rechenaufgaben lösen und eventuell auch den genutzten
Rechenweg erklären kann oder sich mit seinen Mitschülern, Lehrern
und anderen Personen seines Umfeldes darüber unterhalten kann. Die
Sprache hat ich also mit dem Denkprozess verschränkt, obwohl sich
beide anfangs unabhängig voneinander entwickelt haben.
Schlussendlich
noch eine letzte Theorie mit ihren bekanntesten Vertretern Edward
Sapir und Benjamin Lee Whorf,
welche besagt, dass Sprache das Denken determiniert. Diese Theorie
ist dem linguistischen Relativitätsprinzip (in seiner starken
Variante) sehr ähnlich. Als Beispiel hierfür möchte ich das im
Fernlehrbrief dargestellte Beispiel der Farben heranziehen. Im
Deutschen unterscheiden wir die Farben „blau“ und „grün“,
während im Walisischen diese Farben zu „glas“ zusammengefasst
werden. Im Russischen wiederum wird nochmals zwischen hellblau
„goluboj“ und dunkelblau „sinji“ unterschieden. Die
Farbwahrnehmung an sich unterscheidet sich nicht, jedoch die
Einteilung und Zuordnung der einzelnen Farbtöne in die
unterschiedlichen Kategorien ist bei Angehörigen der
unterschiedlichen Sprachgruppen anders und für „Außenstehende“
mit unterschiedlicher Muttersprache vielleicht nicht immer
verständlich oder nachvollziehbar.
bussi
SvarSlettweiß ist keine farbe.
SvarSlett