Die
am Lernprozess hauptsächlich beteiligten
Areale des Gehirns sind die Formatio Reticularis, Hypothalamus und
Hypophyse, das limbische System mit dem
Hippocampus und der Neocortex (Großhirnrinde).
Die Formatio reticularis ist ein , wie der Name
schon andeutet (lat. reticularis - netzartig, formatio-Gebilde), das
Stammhirn durchziehendes netzartiges Gebilde. Die zu den höheren
Regionen aufsteigenden Neuronen der Formatio reticularis haben eine
sensorische Funktion, während die zum Rückenmark absteigenden
Neuronen motorische Funktionen ausüben. Es werden Zuströme von
Sinneseindrücken empfangen, die zu einer unspezifischen Erregung der
Nerven führt. Die Formatio reticularis ist eng mit dem Thalamus, dem
limbischen System und dem Cortex verbunden. Dieses Nervennetz
koordiniert die Zusammenarbeit des gesamten Systems und ist
hauptsächlich zuständig für die Vigilanz, d.h. für den
allgemeinen Wachzustand (Schlaf-Wach-Rhytmus) und die
Aufmerksamkeitssteuerung (selektive Wahrnehmung der Umwelt). Außerdem
spielt die Formatio reticularis eine wichtige Rolle bei der Steuerung
der Atmung, des Herz-Kreislauf-Systems und des Temperatur-Haushalts
des Körpers.
Der Hypothalamus ist Teil des Zwischenhirns und
verbindet das Nervensystem mit dem endokrinen System, steuert also
die Synthese (Bildung) und Sekretion (Ausscheidung) von
Neurotransmittern. Im Hypothalamus werden die eintreffenden
Informationen aus den Sinnesorganen miteinander verknüpft und eine
erste Bewertung vorgenommen. Diese Vorentscheidungen werden getroffen
ohne Bewusstseinsprozesse zu beteiligen und eine eventuelle
(reflexartige) Reaktion veranlasst, wie z.B. Flucht- und
Panikreaktionen und andere Verhaltensprogramme, die dem Bewusstsein
nicht zugänglich sind. Aufgrund dieser Eigenschaft wird der
Hypothalamus auch oft als „Autopilot des Körpers“ bezeichnet.
Der Hypothalamus steht in enger Verbindung zur
Hypophyse, einer Hormondrüse, die eine übergeordnete Rolle
bei der Regulierung des Hormonsystems inne hat. Die Hypophyse spielt
vor allem bei Alarm- und Stressreaktionen eine zentrale Rolle. In
einer stressigen Situation aktiviert der Hypothalamus das
sympathische Nervensystem, wodurch eine Stressreaktion eingeleitet
wird, bei der Hormone ausgeschüttet werden, die wiederum in der
Hypophyse die Freisetzung entsprechender Hormone, sogenannter
Tropine, veranlassen. Diese Tropine wirken auf die Zielorgane ein und
hemmen gleichzeitig die Hypophyse und den Hypothalamus, so dass zwar
eine entsprechende, unter Umständen lebenswichtige, Reaktion
erfolgen kann, bei fehlendem Stressreiz aber die Stressreaktion auch
wieder gestoppt werden kann. Stress führt zu einem erhöhten
kardiovaskulären Tonus (beschleunigter Herzschlag und Atmung) und
erhöhter kognitiver Leistungsfähigkeit (erhöhte Wahrnehmung),
wohingegen Verdauung, Wachstum, Reproduktion und das Immunsystem
gehemmt werden. Kurzzeitig wirkt sich Stress also leistungssteigernd
aus, da er Denk- und Lernprozesse kurzzeitig verbessert. Langfristig
überwiegen allerdings die negativen Auswirkungen. So kann ein
langzeitiges hohes Stressniveau zu Schäden und Fehlfunktionen im
Körper führen, bis hin zum Nerventod im Gehirn und dadurch auch ein
verschlechtertes Lernvermögen.
Im limbischen System werden eintreffende
Informationen gefühlsmäßig bewertet. Dazu werden die eintreffenden
Informationen mit früheren Erfahrungen verglichen und unterteilt in
wichtig und unwichtig, angenehm und unangenehm, bekannt und
unbekannt, und anhand dessen eine Bewertung vorgenommen, bevor das
Bewusstsein Einfluss nehmen kann. Anhand dieser Bewertung werden dann
die entsprechenden Hormone ausgeschüttet, unter anderem Endorphine
und körpereigene Opioide, die zum Belohnungssystem des Körpers
gehören, das uns bei angenehm beurteilten Informationen (z.B.
Erfolgserlebnissen) als positive Emotionen bewusst wird. Das
limbische System vermittelt also zwischen den äußeren Reizen und
dem Innenleben und ermöglicht ein breites Spektrum an Emotionen wie
Wut, Trauer, Angst, Unlust, Glück und Lust. Die positiven Emotionen
können das Lernen fördern, negative Emotionen können das Lernen
aber auch hemmen.
Der Hippocampus ist Teil des limbischen Systems
und gilt als zentrale Schaltstation des Limbischen Systems. Er zählt
zum evolutionär ältesten Teil des Gehirns. Der Hippocampus spielt
eine entscheidende Rolle bei der langzeitigen Abspeicherung von
Informationen und ist somit beim Erlernen von Neuem unabdingbar.
Schäden am Hippocampus führen dazu dass neue Ereignisse aus dem
Kurzzeitgedächtnis nicht mehr ins Langzeitgedächtnis überführt
und dort als Erinnerungen abgespeichert werden können, es werden
also keine neuen Erinnerungen mehr generiert, wobei allerdings
bereits Erlerntes erhalten bleibt. Außerdem ist der Hippocampus auch
für die Koordination der verschiedenen Gedächtnisinhalte
verantwortlich, wobei er neue Ereignisse schnell lernt und
unvollständige Informationen anhand bereits gespeicherter
Informationen ergänzt. Er ist also in der Lage neue Informationen in
ein bereits vorhandenes „Wissensnetz“ einzubetten. Gelingt dies
werden Dopamin und Acetylcholin ausgeschüttet was ein Glücksgefühl
auslöst. Der Hippocampus selbst wird ebenfalls stark durch Emotionen
beeinflusst. Es konnte zum Beispiel festgestellt werden, dass
Depressionen, also langfristig negative Emotionen, eine sichtbare
strukturelle Veränderung am Hippocampus hervorrufen können.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass positive Emotionen das Lernen
fördern und Lernen positive Emotionen fördert.
Der Neocortex macht den Großteil (ca 90%) der
Oberfläche des Gehirns aus. Die Oberfläche des Gehirns ist stark
gefaltet, wodurch eine Vergrößerung der Gesamtoberfläche erreicht
wird. Der Neocortex wird umgangssprachlich auch oft gern als „die
grauen Zellen“ bezeichnet und macht die graue Schicht aus, die die
weiße Substanz umgibt. Die graue Substanz besteht aus einzelnen
Neuronen, die miteinander durch Synapsen verbunden sind. Über diese
Synapsen verläuft die Kommunikation der Neuronen untereinander. Die
Zellen des Neocortex sind stärker untereinander (intern) verbunden
als nach außen hin. Das Gehirnwachstum von Geburt bis Pubertät
besteht vor allem in der Veränderung der Dicke der Fasern bzw. der
Verbindungen, wobei die Anzahl der Zellen weitgehend gleich bleibt.
Dickere Fasern bedeuten bessere Verbindungen der Zellen untereinander
und somit eine schnellere Reiz- und Informationsübertragung und
somit eine daraus resultierende bessere Einbeziehung der einzelnen
Gehirnareale. Die Synapsen werden bis ins hohe Alter durch neue
Reize, Erfahrungen, Erlebnisse, Gedanken und Tätigkeiten gestärkt
oder geschwächt, was lebenslanges Lernen ermöglicht. Der Neocortex
unterteilt sich durch eine tiefe Furche in zwei Hälften, sogenannte
Hemisphären, die wiederum durch ein dickes Nervenbündel, den Balken
miteinander verbunden sind. Die Hemisphären steuern die jeweils
entgegengesetzte Körperhälfte. Die linke Hemisphäre steuert also
die rechte Körperhälfte, wohingegen die rechte Hemisphäre die
linke Körperhälfte steuert. Zusätzlich lassen sich verschiedene
Hirnfunktionen hauptsächlich in jeweils einer Hemisphäre
lokalisieren. Die rechte Hemisphäre ist überwiegend zuständig für
ganzheitliches Denken, analog assoziierendes und intuitives Denken,
bildhafte Wahrnehmung, musikalisches Empfinden, Bewegung, intuitives
Erfassen von Stimmungen und Gefühlen und das Verstehen einfacher
Wörter. Die linke Hemisphäre übernimmt dagegen überwiegend das
logisch analytische Denken, abstraktes wissenschaftliches Denken und
genauere Analysen von Komplexen Inhalten, Sprechen, Schreiben,
Sprachverständnis, komplexe Willküroperationen, verbale Reaktionen
und das sprachgebundene Bewusstsein.
Ein effektives Arbeiten des Gehirns, wie das Lernen
neuer komplexer Sachverhalte, lässt sich dementsprechend nur
erreichen wenn beide Hemisphären effektiv zusammen arbeiten.
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