Methoden des strategischen
Managements komplexer Systeme
zwei Arten der Komplexitätsbeherrschung → durch
Ordnung und durch Problemlösen
Hauptaufgabe des strategischen Managements →
Bewältigung aller komplexen Beziehungen zwischen einer Unternehmung
und ihrer Umwelt durch die Schaffung einer Strategien produzierenden
Struktur
Komplexitätsbeherrschung durch
Ordnung
Ordnung = situationsbedingter Zustand, der durch eine
Anzahl von Beziehungen der einzelnen Elemente Zustande kommt und
diesen prägt
taxische Ordnung → Ordnung von oberster Instanz
generiert → klassische hierarchische Unternehmensstruktur →
gemachte, bewusst geplante Ordnung → kann nur Informationen
aufnehmen, die dem Topmanagement zugänglich sind
einzelne Mitglieder einer Unternehmung handeln
lediglich nach konkreten Befehlen der zentralen Instanz, können
selbst keine Entscheidungen zum Wohle des Systems treffen → die
für ein lebensfähiges System notwendigen Entscheidungen können
nur von oberster Instanz getroffen werden → limitiert
Bewegungsfreiheit des Systems
kosmische Ordnung → gewachsene spontan entstandene
Ordnung → endogenes von innen her wachsendes, sich selbst
regulierendes System
zwei Varianten der kosmischen Ordnung
Spontaneität der Ordnung → endogene
Regelmäßigkeiten extrahieren → liegen bereits seit Beginn der
Existenz in einem System vor, definieren dessen Struktur und
Organisation
spontaner Ursprung der Regelmäßigkeiten im Verhalten
→ Regelmäßigkeiten müssen sich erst bilden, bis dahin kein
Einfluss darauf möglich
es werden gewissen Grenzen / regeln für die einzelnen
Mitglieder festgelegt, den Mitgliedern aber erlaubt sich innerhalb
dieser Grenzen frei zu bewegen → Mitglieder bilden ein System
dessen Verhalten anhand des Metasystems Regeln vorhersehbar ist
kosmische Ordnungen der indirekten Gestaltung haben
gegenüber taxischen Ordnungen Vorteile in der
Komplexitätsbewältigung
taxische Ordnung im Vergleich zu kosmischen Ordnungen
relativ simpel → Komplexität eines Systems kann nie die der
obersten Instanz überschreiten
Systeme mit kosmischer Ordnung sind nicht zwingend
komplexer, haben jedoch die Möglichkeit jeden beliebigen
Komplexitätsgrad zu erreichen → Grund liegt in weitgehender
Autonomie der einzelnen Elemente und deren Verhalten
höhere Anpassungsfähigkeit von Systemen mit
kosmischer Ordnung → können mehr Informationen aufnehmen und
verarbeiten, mehr Beziehungen bilden und verwalten als jede andere
Systemart
mit kosmischer Ordnung kann höhere Komplexität
erreicht werden als mit taxischer Ordnung
Komplexitätsbeherrschung durch
Problemlösen
Problemlöser identifiziert alle Ziele und
Wertvorstellungen, die seiner Auffassung nach sinnvoll erscheinen →
bringt Ziele in zuverlässige und logische Reihenfolge
überprüft alle Mittel und Wege um Ziele und
Wertvorstellungen zu erreichen
überprüft umfassend alle möglichen Folgen und
Auswirkungen der Mittel- und Wegalternativen
effizienteste und effektivste Alternative wird
ausgewählt
zu Beginn besteht unüberschaubare Anzahl von
Problemlösungen, die im Laufe des Problemlöseprozesses durch
Beseitigung ganzer Gruppierungen von Alternativen nach und nach
konkretisiert wird
Merkmale, die die Problemlösung zum Schluss aufweisen
soll, müssen im Laufe des Prozesses gefunden und weiter
herausgearbeitet werden
Auswirkungen einer Entscheidung sind nicht vollständig
überschaubar und vorhersehbar → es muss immer mit
unbeabsichtigten Nebenwirkungen gerechnet werden, die das
angestrebte Ergebnis erheblich beeinflussen können
Ausgangspunkt ist Mangel an Information
Strukturkomponenten des Trial-and-Error-Prozesses:
Probleme werden als Ausgangspunkt definiert →
untersucht mithilfe der Situationsanalyse
versuchsweise und vorübergehende Problemlösungen,
die mit den bereits gewonnenen Erkenntnissen betrachtet werden und
immer hypothetischen Charakter besitzen
Elimination von Fehlern
neue Problemstellungen, die Ergebnis des
vorangegangenen Prozesses und Ausgangspunkt weiterer
Problemlöseaktivitäten darstellen
Problem → versuchsweise Lösung → Elimination von
Fehlern → neues Problem / Lösung → immer wieder zu
durchlaufender Prozess bis die Lösung gefunden wurde, ohne ein
neues Problem aufzuzeigen
Horizont der evolutionären Methode ist bedeutend
größer → mehr Alternativen können als Lösung definiert werden
evolutionärer Prozess geht von Mangel an Informationen
aus → bei hoher Komplexität des Problems kann die Lösung nicht
von vornherein bestimmt werden → Entwicklung der Lösung im Laufe
des Prozesses
konstruktivistischer Prozess geht von vollständig
vorliegende Informationen aus → geht von einer Lösung aus und
sucht den entsprechenden Weg, der zu dieser Lösung führt
Gesetz der erforderlichen
Varietät
Varietät = Maß der Komplexität → drückt sich in
Anzahl der möglichen Zustände aus, die ein System einnehmen kann
Varietät ist von Anzahl der Elemente, der Beziehungen
und der Varietät der Elemente selbst abhängig
will ein Unternehmen in einer komplexen Umwelt
überleben muss es der Varietät der Umwelt gewachsen sein
ein System steht der Herausforderung gegenüber, immer
wieder einen Varietätsausgleich mit der Umwelt herstellen zu müssen
ohne selbst aus dem Gleichgewicht zu geraten oder an Varietät zu
verlieren
Gleichgewicht ist dabei nicht statisch, sondern eine
momentane, kurzweilige Stabilität
Varietät kann nur durch Varietät selbst bewältigt
werden
die Varietät des lenkenden Systems muss mindestens
gleich groß sein, wie die Varietät der Störungen, die auf das
lenkende System wirken können → je komplexer die Einwirkungen der
Umwelt auf ein System sind, desto komplexer muss auch das Lenksystem
sein, damit sich eine Unternehmung überhaupt steuern lässt
die erforderliche Varietät eines Lenkungssystems ist
dann gegeben, wenn es die prekäre Varietät des zu lenkenden
Systems absorbieren kann
Grenzen der
Komplexitätswahrnehmung und Erfassung
Situationen überschreiten bereits bei geringer
Varietät die Wahrnehmung und die Verarbeitungsmöglichkeiten des
Menschen → Überforderung des Menschen in komplexen Situationen →
Reaktionen können auftreten, die kontraproduktiv für die
Entscheidungsfindung sind
Senken des intellektuellen Niveaus und erhöhte
Bereitschaft zu handeln führt bei Managern dazu, Situationen nicht
mehr zu durchdenken und Entscheidungen zu erzwingen, obwohl nicht
genügend Informationen darüber verfügbar sind, weiter werden
zuvor vereinbarte Ziele nicht mehr berücksichtigt → Managern die
richtigen evolutionären und nicht konstruktivistischen Instrumente
aufzeigen und Umgang mit komplexen Systemen lehren