Dimensionen zur
Klassifizierung von Verfahren
Theoretischer Hintergrund
- Verfahren können nach verhaltensorientierten Verfahren, motivationspsychologisch orientierten Verfahren, handlungstheoretische orientierten Verfahren und Verfahren auf Grundlage des soziotechnischen Systemansatzes unterschieden werden
- verhaltensorientierte, motivationspsychologisch und handlungstheoretisch orientierte Verfahren analysieren vorrangig auf der Ebene der individuellen Arbeitsaufgabe
- Verfahren auf Grundlage des soziotechnischen Systemansatzes analysieren vorrangig auf Ebene von Organisationseinheiten und auf Ebene der Gesamtorganisation
Grad der Standardisierung
- Unstandardisierte Verfahren
- freie Berichte der Beteiligten
- Dokumentenanalyse
- vor allem in Anfangsphase zur Gewinnung eines Überblickes eingesetzt
- teilstandardisierte Verfahren
- leitfadengestützte Interview- und/oder Beobachtungsverfahren
- Experteninterviews (in Überblicksphase sehr wichtig)
- Leitfaden / Checkliste führt das Gespräch oder die Beobachtung, ist aber offen für vorab nicht berücksichtigte Inhalte und Dimensionen sowie für Gesprächsdynamik
- Critical incident technique
- eines der bekanntesten teilstandardisierten, verhaltensorientierten Verfahren
- zur Erhebung von Anforderungen komplexer Tätigkeiten entwickelt
- zwischen kritischen Ereignissen und erfolgskritischem Verhalten unterschieden
- kritisches Ereignis ist eine Situation, in der effektives oder ineffektives Verhalten zum Erfolg bzw. Misserfolg der betroffenen Person beiträgt
- Beobachtungen und Beobachtungsinterviews können un-, teil- oder standardisiert durchgeführt werden
- betriebliche Daten können un-, teil- oder standardisiert vorliegen
- standardisierte Verfahren
- Fragebögen und Beobachtungsinterviews mit geschlossenen Antwortkategorien
- in der Analysephase im engeren Sinn
- müssen Gütekriterien Validität, Reliabilität, Objektivität erfüllen
Bedingungs- vs. personenbezogene Perspektive
- Verfahren mit bedingungsbezogener Perspektive richtet Aufmerksamkeit auf die Merkmale der Arbeit, die vom jeweiligen Individuum unabhängig ist → gegebener Handlungsspielraum und Komplexität der Aufgabe
- trotz der Relevanz interindividueller Besonderheiten kommt den Handlungsbedingungen große Bedeutung zu
- in gesetzlich vorgeschriebener Gefährdungsanalyse wird bedingungsbezogene Analyse gefordert
- Verfahren mit personenbezogener Perspektive berücksichtigen die interindividuellen Besonderheiten bei der Wahrnehmung, Interpretation und Ausführung der Arbeit → der arbeitende Mensch muss jeden Arbeitsauftrag wahrnehmen und interpretieren → subjektive Redefinition der Aufgabe (gilt umso mehr, je unklarer die Arbeitsaufgabe ist)
Erhebungsmethode
- Erhebungsmethoden der Verfahren
- Selbsteinschätzung mittels Fragebogen und Interviews
- Fremdeinschätzung mittels Beobachtung (-sinterviews)
- Beteiligungsorientierte Verfahren mittels moderierter Gruppenanalyse
- Selbsteinschätzung
- Vorteile →
- Befragte sind Experten für ihre Tätigkeit, können vieles einschätzen, was von externen Personen nicht zu beobachten ist
- Möglichkeit zur Partizipation → beeinflusst spätere Akzeptanz und aktive Unterstützung von Veränderungen positiv
- mittels Fragebogen können sehr ökonomisch viele Personen befragt werden, ohne Arbeitsabläufe zu sehr zu stören
- Fach- und Führungskräfte füllen ungern Fragebögen aus, sind aber für Interviews sehr aufgeschlossen
- Nachteile →
- nicht objektiv? Unterliegen sehr subjektiven Verzerrungen
- Fragen oftmals anders interpretiert, als vom Untersucher intendiert
- viele Aspekte der Tätigkeit können nicht berichtet werden, da es sich um hochautomatisierte Tätigkeiten handelt, die dem Befragten evtl. nicht bewusst sind
- Ergebnisse bleiben oft allgemein, keine Gestaltungsvorschläge abzuleiten
- Beobachtung
- Methode der Fremdeinschätzung
- beschränkt sich auf sichtbare Bestandteile einer Handlung
- finden im Rahmen von Begehungen statt
- Vorteil →
- Untersucher erlebt die Arbeitsbedingungen (z.b. Hitze) selbst → kann Bedingungen erfassen, an die sich die Beschäftigten längst gewöhnt haben
- Erfassung von hochautomatisierten Handlungen
- Nachteil →
- nur Ausschnitte aus dem Arbeitsalltag beobachtbar → Beobachtung kann untypisch sein
- komplexe Tätigkeiten können schlecht beobachtet werden
- Beobachtungsinterview
- Kombination von strukturierter Beobachtung des Arbeitsablaufes mit anschließendem darauf bezogenem Interview mit der arbeitenden Person
- ermöglicht neben Fremdeinschätzung, die Einschätzung und Interpretation der Arbeitsaufgabe durch die Arbeitenden
- Nachteil →
- mit 3-5 Stunden pro Arbeitsplatz relativ zeitaufwendig
- beteiligungsorientierte Verfahren
- Gruppenprozeduren der kollektiven Arbeitsanalyse und -gestaltung
- Vorteil →
- Betroffene nehmen kollektiv Einfluss auf Arbeitsbedingungen → werden als mündige Personen angesehen
- nicht nur qualitativ hochwertige und akzeptierte Problemlösungen können entstehen, sondern auch kollektive und individuelle Entwicklungen
- Aufwand relativ gering im Verhältnis zu erreichbaren Ergebnissen
- Integration von Analyse und Gestaltung
- Nachteil →
- Gruppenanalysen können meist nicht am Arbeitsplatz stattfinden → Arbeitsbedingungen und -abläufe können nicht beobachtet und erlebt werden, eventuelle auch den Betroffenen nicht präsent sind
- Unterschätzung der Veränderungsresistenz der Beschäftigten
- Fehlen an arbeitspsychologischem Wissen der Beschäftigten
- mehrere Mitarbeiter einer Arbeitsgruppe müssen aus betrieblichem Geschehen genommen werden → Störung der betrieblichen Abläufe
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