Dissonanzreduktion
- Situationen, in denen Dissonanz und deren Reduktion häufig auftreten
- Grundprinzipien der Dissonanzreduktion:
- Einfachheit
- Effizienz
→ sowohl geringer kognitiver Aufwand als auch größtmögliche, stabile Dissonanzreduktion - Situationen in denen Dissonanz häufig autritt
- nach Entscheidungen → post-decisional dissonance
- bei forcierter Einwilligung → forced / induced compliance
- bei freiwilligem Engagement
- Dissonanz nach Entscheidungen
- tritt nach fast allen Entscheidungen zwischen verschiedenen Alternativen auf
- da es oft mit großem Aufwand verbunden ist eine Entscheidung zu revidieren, muss die entstandenen Dissonanz auf andere Weise reduziert werden
- durch Änderung der Kognition der Attraktivität der verschiedenen Alternativen
- oder Suche nach weiteren Informationen, die die Entscheidung für eine gewählte Alternative unterstützen
- Kognitionsänderung
- kann erfolgen indem die Kognitionen über negative Aspekte der gewählten Alternative eliminiert bzw. positive Aspekte der gewählten Alternative addiert werden oder negative Aspekte der nicht gewählten Alternative eliminiert werden → Attraktivitätssteigerung der gewählten Alternative und Abnahme der Attraktivität der nicht gewählten Alternative → „spreading apart of alternatives“-Effekt:
- ist die häufigste und effektivste Art der Dissonanzreduktion nach Entscheidungen
- das Auseinanderklaffen der Attraktivität der Alternativen ist dabei umso stärker, je irreversibler und je wichtiger die Entscheidung ist und je weniger die Entscheidungsalternativen kognitiv überlappen
- regret-effect:
- gegenläufig zum spreading-apart-of-alternatives-effect
- Attraktivität der nicht gewählten Alternative wird kurz nach der Entscheidung als höher angesehen
- tritt vor allem bei Personen mit geringem Selbstwertgefühl auf, da sie die Welt weniger selbstwertdienlich strukturieren können
- selektive Suche nach neuen Informationen
- Person sucht aktiv neue konsonante Informationen aus ihrer Umwelt, um die nach einer Entscheidung entstandene Dissonanz zu reduzieren
- confirmation bias / Hypothese der selektiven Auswahl
- geht davon aus, dass Personen nach Entscheidungen versuchen die gewählte Alternative durch die selektive Auswahl von Informationen abzusichern
- suchen verstärkt nach konsonanten Informationen und meiden dissonante Informationen
- confirmation bias besonders groß wenn
- Personen bei der Informationssuche unter Zeitdruck waren
- ein Überangebot an Informationen vorhanden ist
- Informationen sequenziell dargeboten werden
- Entscheidungen irreversibel sind
- die Informationssuche mit finanziellen Kosten verbunden ist
- confirmation bias tritt nicht nur bei einzelnen Personen, sondern auch bei Gruppen auf
- Dissonanz bei forcierter Einwilligung
- Dissonanz ist umso höher, je mehr Entscheidungsfreiheit eine Person für ihr Verhalten wahrnimmt, je höher die aversiven Konsequenzen dieses Verhaltens für sie selbst und / oder andere sind, je geringer die Rechtfertigung für dieses Verhalten ist
- Relevanz unterschiedlicher Belohnungen für die Dissonanzreduktion
- stärkere Dissonanz wenn einstellungsinkonsistentes Verhalten nicht durch externe Faktoren gerechtfertigt wird → stärkere Einstellungsänderung bei geringerer Belohnung → fehlende externe Rechtfertigung
- Vorhersagen der Inzentivtheorie → sagt steigende Einstellungsänderung bei größerer Belohnung voraus
- entscheidende Variable ist hohe Entscheidungsfreiheit der Versuchspersonen für oder gegen das einstellungsdiskrepante Verhalten, hoher Grad an Selbsverpflichtung, internale Attribution von negativen Konsequenzen des Verhaltens für andere Personen → von der Dissonanztheorie vorhergesagte umgekehrte Beziehung zwischen Belohnung und Einstellungsänderung
- in Situationen mit geringer Entscheidungsfreiheit, gelten Vorhersagen der Inzentivtheorie
- Relevanz unterschiedlicher Bestrafungen für die Dissonanztheorie
- forbidden-toy-Paradigma → die sich widersprechenden Kongnitionen erzeugen Dissonanz („ich mag das Spielzeug“ vs. „ich spiele nicht mit dem Spielzeug“) → bei hoher Strafandrohung hat das Kind eine ausreichende Rechtfertigung für sein Verhalten, bei geringer Strafandrohung besteht Dissonanz, die durch Abwertung des verbotenen Spielzeugs reduziert wird
- Dissonanz bei freiwilligem Engagement
- effort-justification-effect
- ist umso stärker je höher der Aufwand für die Ausführung der Aufgabe war
- tritt nicht auf, wenn für die Aufgabe eine angemessene Belohnung geboten wird
- Belohnung wird als Erklärung für Verhalten herangezogen → Dissonanzreduktion nicht notwendig
- Fazit → der Mensch ist kein rationales, sondern ein rationalisierendes Wesen
- Bedingungen unter denen eine Dissonanzreduktion häufig nicht nachweisbar ist
- self-affirmation → Reduktion der Dissonanz nach einstellungsdiskrepantem Verhalten bleibt aus, wenn Menschen bestimmt Aspekte des Selbst, die mit dem diskrepanten Verhalten in Verbindung stehen bekräftigen können
- das Aktivieren eines positiven Teils des Selbstkonzepts verringert die bestehende Dissonanz und verhindert eine Einstellungsänderung, auch wenn die selbstbestätigenden Gedanken nicht die kognitive Inkonsistenz selbst verringern können
- die Erwartung sich in Zukunft selbstwertbestätigend verhalten zu können verringert ebenfalls die Dissonanz nach einstellungsdiskrepantem Verhalten
- self-affirmation verhindert allerdings eine Einstellungsänderung nicht wenn das einstellungsdiskrepante Verhalten frei gewählt wurde
- Fehlattribution der Erregung
- Dissonanz führt zu einem Erregungszustand
- Reaktion der Person darauf ist abhängig davon welches kognitive Label die Erregung bekommt
- attribuiert die Person den Erregungszustand nicht auf die Dissonanz, sondern auf einen externen Stimulus, wird evtl. keine Dissonanzreduktion durch Einstellungsänderung gezeigt
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