tirsdag 9. juni 2015

das linguistische Relativitätsprinzip

Das linguistische Relativitätsprinzip, von einigen Forschern auch Sapir-Whorf-Hypothese genannt, nach ihren beiden bekanntesten Vertretern, besagt, dass die Art und Weise wie ein Mensch denkt, durch die Grammatik und den Wortschatz seiner Muttersprache beeinflusst wird. Die Formulierung von Gedanken stellt demnach also keinen unabhängigen Prozess dar, sondern wird von unterschiedlicher Grammatik der Sprachen beeinflusst. Verschiedene Sprachgemeinschaften, haben also demnach auch eine unterschiedliche eine Wahrnehmung und Sichtweise auf die, sie umgebende, Welt. Die Gedanken einer Person können von einer anderen Person, die eine andere Sprache als Muttersprache hat, dementsprechend nicht vollkommen nachvollzogen werden.
Außer des linguistischen Relativitätsprinzips wurden noch weitere Beziehungen zwischen Denken und Sprache vorgeschlagen, die hier im Folgenden jeweils anhand eines Beispiels erläutert werden sollen. Als prominentester Vertreter der Hypothese dass Denken innere Sprache ist, gilt John B. Watson. Er war der Auffassung, dass Denken mit Sprache (und umgekehrt) gleichzusetzen ist. Als Beispiel dafür kann man innere Monologe mit sich selbst, bzw. das „in Worten denken“ anführen. Sätze wie „ich darf heute nicht vergessen die Blumen zu gießen, und danach muss ich noch die Wäsche zusammenlegen, bevor ich das Abendessen mache“ zeigen diese inneren Selbstgespräche sehr gut. Jean Piaget ein Psychologe, vertrat die Meinung, dass die kognitive Entwicklung, die sprachliche Entwicklung determiniert. Also erst mit fortschreitender geistiger Entwicklung im Kleinkind-, Schulkind und Jugendalter eine komplexe Sprache möglich ist, sich ein Kind also erst mit fortschreitendem Alter komplex artikulieren kann. Am Anfang seiner sprachlichen Entwicklung zeigt ein Kind nur auf z.B. Schokolade, wenn es diese haben will und sagt „da“, kann also noch nicht in Worte fassen was es wirklich will, nämlich die Schokolade. Mit fortschreitender Entwicklung sind dann aber schon komplexe Sätze möglich wie z.B. „Mama, wenn ich fertig bin mit Aufräumen, will ich Schokolade haben.“. Noam Chomsky vertrat die Theorie, dass Kognition und Sprache vollkommen unabhängig voneinander sind, sozusagen nebeneinander her existieren, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen. Laut dieser Theorie bringen Kinder von Geburt an eine Art Bauplan zum Erwerb einer Sprache mit (language acquisition device), die es ihnen ermöglicht alle Sprachen quasi nebenbei zu lernen. Das Kind muss also nur noch lernen, die sprachlichen Inputs richtig zu sortieren und einzuordnen. Demnach soll ein Kind also seine (Mutter)Sprache ohne jegliche Einwirkung der Kognition erlernen, nur anhand des mitgebrachten Bauplans. Als Beleg für diese Theorie wird angeführt, dass Kinder weltweit sprachliche Fehler machen, die aber trotzdem den eigentlichen grammatischen Regeln ihrer Sprache folgen, in diesen Fällen aber „Ausnahmen zur Regel“ darstellen. Ein Beispiel hierfür wäre ein Satz wie „Der Mann hat eine andere Sprache gesprecht“ oder „Ja Mama, ich sei vorsichtig“ . Zusätzlich kann als Beweis für diese Theorie auch das „Verstehen eines Sachverhaltes ohne ihn erklären zu können“ gesehen werden. Ein Sachverhalt wird also verstanden, kann aber nicht in die richtigen Worte gefasst werden. Es fehlen einem die Worte oder die Worte scheinen nicht ausreichend oder nicht vollkommen zutreffend zu sein. Dieses Gefühl der Unzulänglichkeit von Worten hat sicherlich jeder von uns schon erlebt.
Eine weitere Theorie stammt von Lew Semjonowitsch Wygotski. Diese Theorie besagt, dass sich Kognition und Sprache zwar zuerst unabhängig voneinander entwickeln, sich später aber immer mehr ineinander verschränken. Der Denkprozess bekommt also mit zunehmender Entwicklung immer mehr soziale Züge, die einen Austausch über Denkprozesse und Ideen ermöglicht. Ein Kind fängt zum Beispiel aus reiner Nachahmung an zu zählen, sagt also gewissermaßen die Zahlwörter auswendig auf ohne wirklich zu verstehen, dass diese Zahlwörter einen Bezug zur ihn umgebenden Welt haben. Später setzt es dann diese Zahlwörter in Bezug zu seiner Umwelt und rechnet beispielsweise mit seinen Fingern. Diese Hilfsmittel werden dann so verinnerlicht, dass es dann schließlich komplexe Rechenaufgaben lösen und eventuell auch den genutzten Rechenweg erklären kann oder sich mit seinen Mitschülern, Lehrern und anderen Personen seines Umfeldes darüber unterhalten kann. Die Sprache hat ich also mit dem Denkprozess verschränkt, obwohl sich beide anfangs unabhängig voneinander entwickelt haben.
Schlussendlich noch eine letzte Theorie mit ihren bekanntesten Vertretern Edward Sapir und Benjamin Lee Whorf, welche besagt, dass Sprache das Denken determiniert. Diese Theorie ist dem linguistischen Relativitätsprinzip (in seiner starken Variante) sehr ähnlich. Als Beispiel hierfür möchte ich das im Fernlehrbrief dargestellte Beispiel der Farben heranziehen. Im Deutschen unterscheiden wir die Farben „blau“ und „grün“, während im Walisischen diese Farben zu „glas“ zusammengefasst werden. Im Russischen wiederum wird nochmals zwischen hellblau „goluboj“ und dunkelblau „sinji“ unterschieden. Die Farbwahrnehmung an sich unterscheidet sich nicht, jedoch die Einteilung und Zuordnung der einzelnen Farbtöne in die unterschiedlichen Kategorien ist bei Angehörigen der unterschiedlichen Sprachgruppen anders und für „Außenstehende“ mit unterschiedlicher Muttersprache vielleicht nicht immer verständlich oder nachvollziehbar.

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