torsdag 11. juni 2015

Urteilsheuristiken

Urteilsheuristiken sind intuitive Wahrscheinlichkeitsurteile, also Strategien zur Urteilsfällung. Sie dienen dazu Urteile nicht anhand von tatsächlichen, errechneten Wahrscheinlichkeiten zu fällen, sondern anhand von Erfahrungswerten. Sie gehören zu den automatischen Denkprozessen und werden oft gar nicht bewusst wahrgenommen. Verfügbarkeit, Repräsentativität, Verankerung und Anpassung von Informationen spielen beim Fällen von Urteilen eine entscheidende Rolle. Auch Gefühle und Stimmungen können als Urteilsheuristik genutzt werden (Affektheuristik).
Biases, also Fehler bei der Urteilsfällung, treten dabei vor allem bei starker Repräsentation und Verfügbarkeit auf. Wenn zum Beispiel die Häufigkeit von Todesursachen geschätzt werden soll und Verkehrsunfälle in der Presse stärker vertreten sind als die Opfer von Herzinfarkten, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Häufigkeit von Verkehrsunfällen mit Todesfolge höher eingeschätzt wird als sie tatsächlich ist, die Anzahl von tödlich endenden Herzinfarkten hingegen für niedriger angenommen wird als sie in Wirklichkeit ist. Untersuchungen zeigen, dass die Urteilsfällung anhand von Urteilsheuristiken den mathematisch errechneten Wahrscheinlichkeiten durchaus ebenbürtig ist. Dabei zeigt sich oft der less-is-more Effekt, das heißt dass Personen oft bessere Urteile fällen wenn ihnen weniger Informationen zur Verfügung stehen, die gegeneinander abgewogen werden müssen.
Gigerenzer und Brighton schlagen folgende Urteilsheuristiken vor:
  • Recognition
Wird eine von zwei Alternativen erkannt, wird sich für die bekannte Alternative entschieden. Sollen Personen zum Beispiel entscheiden welche von zwei Städten die größere ist, wird sich für die Stadt entschieden, die der Person bekannt vorkommt. Das ist eine sinnvolle Herangehensweise, da größere Städte auch für gewöhnlich einen höheren Bekanntheitsgrad besitzen und in der Presse öfter vertreten sind. Um eine Entscheidung zu treffen, reicht also ein einziger Grund aus.
  • Fluency
Werden beide Alternativen erkannt, wird sich für die schneller erkannte Alternative entschieden.
  • Take-the-best
Diese Heuristik ist vor allem bei nur wenigen zugänglichen Informationen den komplexen statistischen Entscheidungsverfahren ebenbürtig oder sogar überlegen. Auch hier reicht, wie bei der Recognition-Heuristik, ein einziger Grund aus um eine Entscheidung zu treffen. Sind beide Alternativen bekannt, werden weitere Hinweise (cues) gesammelt und absteigend nach Validität (Vorhersagekraft) durchgegangen. Entschieden wird dann nach dem ersten Hinweis, der die beiden Alternativen voneinander unterscheidet.
  • Tallying
Auch hier werden, wie bei der take-the-best Heuristik, cues gesammelt. Entschieden wird sich dann für die Alternative, die die meisten positiven Hinweise hat.
  • Satisficing
Hierbei werden alle Alternativen durchgegangen. Entschieden wird sich dann für die Alternative die als erste ein vorher festgelegtes Zielkriterium erfüllt.

Bei der Entscheidung zwischen „Heiraten“ und „Nicht Heiraten“ könnte Darwin die Tallying Heuristik verwendet haben. Er könnte dabei die Suchregel, Abbruchregel und Entscheidungsregel folgendermaßen angewandt haben.
Die Suchregel beschreibt eindeutig in welcher Reihenfolge die Informationen betrachtet werden. Die Cues werden dabei absteigend nach ihrer Validität sortiert und nacheinander durchgegangen und miteinander verglichen. Darwin stellte dabei positive und negative Aspekte des Heiratens und des nicht Heiratens einander gegenüber. Die Abbruchregel stellt das Ende der Informationssuche dar. Darwin hatte alle ihm wichtig erscheinenden Aspekte anhand von zwei Listen einander gegenüber gestellt und konnte somit vergleichen welche der beiden Alternativen die größere Anzahl von positiven Aspekten mit sich bringen könnte, und entschied sich demnach für das Heiraten (Entscheidungsregel).

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