onsdag 31. august 2016

Soziale Kognition

Soziale Kognition

was sind soziale Kognitionen?

  • Soziale Kognitionen sind die Art und Weise, in der Menschen Informationen aus ihrer sozialen Umwelt aufnehmen, abspeichern und weiterverwenden
  • dienen dazu sich im sozialen Geschehen angemessen verhalten zu können
  • der Mensch als soziales, aktives, bewusst erlebendes und reflektierendes Wesen

Priming

  • in der Sozialpsychologie wird der Begriff „Priming“ im Sinne einer Bahnung verwendet, die durch vorausgegangene Ereignisse oder Erfahrungen erzeugt wird
  • Priming bezeichnet im Allgemeinen die Erleichterung einer Reaktion auf einen Zielreiz (Target) aufgrund der vorherigen Darbietung eines Bahnungsreizes (Prime) → geschieht durch eine Steigerung der Zugänglichkeit zu bestimmten gespeicherten Informationen im Gedächtnis durch den Prime
  • Arten des Priming:
    • semantisches Priming
    • affektives Priming
    • prozedurales Priming
  • semantisches Priming
    • Effekt, dass die Aktivierung eines Wortes die Verarbeitung all jener Worte beschleunigt, die zum ersten Begriff eine semantische oder kategoriale Beziehung aufweisen
    • häufig erforscht durch lexikalische Entscheidungsaufgaben
  • affektives Priming
    • Phänomen, dass die Verarbeitung eines affektiven Reizes (Target) erleichtert wird, wenn diesem Reiz ein affektiv konsistenter Reiz (Prime) voraus geht
  • prozedurales Priming
    • wenn zuvor eine bestimmte Prozedur durch den Prime aktiviert wurde, so wird anschließend dieselbe Verarbeitungsstruktur beim Target schneller durchgeführt, auch wenn der Prime in einem völlig anderen Kontext oder im Zusammenhang mit einem unterschiedlichen Thema präsentiert wurde
  • wie kommt es zum Primingeffekt?
    • Automatische Aktivitätsausbreitung
      • je ähnlicher sich zwei Informationen sind, desto enger liegen sie im Netzwerk räumlich benachbart und desto stärker sind sie über assoziative Bahnen (Nervenverbindungen) miteinander verbunden
      • sobald ein bestimmter Knoten (Informationseinheit) im Netzwerk aktiviert wird, breitet sich diese Aktivierung im Netzwerk aus → der Abruf des gesamten Bedeutungsgeflechts wird vereinfacht
    • Reaktionsbahnung
      • Prime aktiviert automatisch eine bestimmte Handlungstendenz → eine geforderte Reaktion auf ein Target wird erleichtert, wenn der zuvor verarbeitete Prime mit derselben Reaktion verknüpft ist → Orientierung am Prinzip des prozeduralen Priming
    • Papierkorb-Modell
      • last-in-first-out-Prinzip
      • die zuletzt aufgerufenen Informationen können am einfachsten wieder abgerufen werden da diese im Speicher an oberster Stelle abgelegt wurden
  • Medienforschung als Beispiel für die praktische Anwendung des Priming-Paradigmas
    • Verwendung des klassischen Priming-Paradigmas in der Grundlagen- und Anwendungsforschung → z.b. in der Medienforschung
    • Priming-effekt von Autorennspielen auf tatsächliches Verhalten im Straßenverkehr

Gedankenlosigkeit und assoziierte automatisierte Prozesse

  • beschreibt allgemein die menschliche Tendenz, in bestimmten Situationen nicht adäquat auf situative Erfordernisse einzugehen, sondern bei der Bewertung und Handlungsplanung auf erlernte Normen und Konzepte gedankenlos zurückzugreifen → „auf Autopilot schalten“
  • Gedankenlosigkeit
    • automatisch ablaufende Befolgung internalisierter sozialer Normen und Konzepte
    • Anwendung von früh erlernten Mustern, ohne dass deren Zutreffen auf die aktuelle Situation hinterfragt wird
    • Gedankengänge und Handlungen spielen sich innerhalb von engen, vorgefertigten Kategorien ab und sind durch mangelnde Offenheit für alternative Sichtweisen und Lösungen sowie durch eine starre Ergebnisorientierung geprägt
    • drei Formen der Gedankenlosigkeit
      • Gefangensein in Kategoriendenken
      • mechanische und automatische Reaktionen
      • Handeln unter einer einzigen perspektive
  • Gefangensein in Kategoriendenken
    • ein Individuum erlebt, strukturiert und verarbeitet seine Umwelt indem es Kategorien bildet
    • einfache Zusammenhänge werden oft nicht erkannt, da eine flexible kategorienübergreifende Verknüpfung einzelner Bausteine im kognitiven System nicht mehr möglich ist
    • funktionale Gebundenheit beim Problemlösen → Beispiel für Gefangensein in starrem Kategoriendenken → Funktion von Gegenständen beeinflusst die Problemlösung → funktionale Gebundenheit
  • mechanische und automatische Reaktionen
    • bezieht sich auf Wiederholungsaufgaben sowie das Handeln aus Gewohnheit → z.b. Lesen und Schreiben als automatisierte Prozesse
  • Handeln unter einer einzigen Perspektive
    • kommt durch Handeln unter dem alleinigen Einbezug einer einzigen Perspektive zu Stande
    • dabei sind alternative Blickwinkel und Herangehensweisen ausgeblendet → zurück greifen auf altbewährte Denk- und Handlungsmuster, Fehlen von Offenheit für andere Standpunkte
  • alle drei Arten gedankenlosen Handelns können im Alltag nutzbringend sein → wir wären schnell überfordert, wenn wir in jeder alltäglichen Situation innehalten und unser Verhalten genau planen würden → Verlust an Handlungsfähigkeit
  • Nachteile gedankenlosen Handelns → Neigung unzutreffende, überholte Denk- und Verhaltensmuster anzuwenden → Möglichkeit wichtige Zusammenhänge zu übersehen
  • Entstehung von Gedankenlosigkeit
    • Enstehungsfaktoren
      • vorgegebene Regeln
      • Normen
      • Gesetzmäßigkeiten
    hoch spezifische Anweisungen ermutigen gedankenloses Verhalten
    starre Fixierung auf Ergebnisse statt auf Prozesse, Macht des Kontextes sind weitere bedeutende Anteile zur Entstehung gedankenlosen Handelns
  • Mindfulness als Gegenpol zur Gedankelosigkeit
    • äußert sich in der Produktion ständig neuer Kategorien, im Aufgreifen neuer Informationen und unterschiedlicher Standpunkte, in geistiger Offenheit für neuartige Zusammenhänge und Perspektiven
    • Kontexte können verändert werden und bringen dadurch neue Energie, Fantasie, Kreativität hervor
    • Steigerung der Mindfulness bringt im Geschäftsleben positive Effekte hervor → Kreativität nimmt zu, Risiko eines Burn-out nimmt ab
    Kritik → keine klare Abgrenzung zu ähnlichen Konzepten; ist Mindfulness eine Persönlichkeitseigenschaft, eine kognitive Fähigkeit oder ein kognitiver Stil

gelungene interdisziplinäre Vernetzung: die soziokognitive Wissenschaft

  • Verbindung von Aspekten der Sozialpsychologie und der Neurowissenschaften in der Disziplin der soziokognitiven Neurowissenschaften
  • soziokognitive Neurowissenschaft
    • zeichnet sich dadurch aus, dass menschliches Erleben, Verhalten und Handeln aus drei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet wird
      • soziale Einflussfaktoren
      • kognitive Einflussfaktoren
      • neuronale Einflussfaktoren
  • Überblick: Methoden der Neurowissenschaften
    • ethischer Grundsatz → das Wohl des Patienten steht über dem Erkenntnisfortschritt
    • bildgebende Verfahren
      • Rötgenkontrastdarstellung
      • Computertomographie (CT)
      • Kernspintomographie
      • Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
      Ziel Darstellung der inneren Organe
    • psychophysiologische Methoden
      • EEG, EMG, EOG, EDA
      • erfassen Aktivitätsmaße von Gehirn, Muskeln, vegetativem Nervensystem durch äußerlich angebrachte Elektroden
    • invasive physiologische Methoden
      • werden aus ethischen Gründen nicht an Menschen durchgeführt
      • z.b. gezielte Entfernung oder Beeinträchtigung von Teilen des Gehirns
    • Pharmakologische Methoden
      • im Tierversuch
      • Verabreichung chemischer Substanzen um die jeweilige Wirkung auf das Nervensystem / das endokrine System zu untersuchen
  • Forschungsschwerpunkte in der soziokognitiven Neurowissenschaft
    • andere Menschen wahrnehmen und verstehen
    • sich selbst wahrnehmen und verstehen
    • sich selbst kontrollieren und regulieren
    • Interaktionsprozesse
    • Interdiziplinäre Vernetzung in den soziokognitiven Neurowissenschaften führt zu richtungsweisenden Erkenntnissen

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