onsdag 31. august 2016

Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung

Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung

Stereotype

  • Stereotype definiert als kognitive Struktur oder mentale Repräsentation, die unser Wissen und unsere Überzeugungen über eine soziale Gruppe von Menschen enthält
  • Bildung, Erhalt und Veränderung von Stereotypen
    • Bildung von Stereotypen → Personen haben eine generelle Bereitschaft zur sozialen Kategorisierung → kognitiver Prozess der Gruppierung von Personen, die ein oder mehrere Merkmale gemeinsam haben
    • Gruppierung kann sich auf sehr breite Merkmalskategorien beziehen (Nationalität, Geschlecht, Alter) oder auf kleinere soziale Kategorien (Psychologie-Studenten, Büroangestellte)
    • Personen unterscheiden dabei auch gern zwischen Eigen- und Fremdgruppe
    • Kategorisierung geht dabei mit der Zuschreibung bestimmter Eigenschaften, Fähigkeiten, Motive einher
    • Stereotype über eine Fremdgruppe fallen dabei bezüglich ihrer Inhalte und zentralen Annahmen in der Regel negativer aus als Stereotype über die Eigengruppe
    • Mitglieder der Fremdgruppe werden insgesamt sehr ähnlich in Bezug auf zentrale Merkmale angesehen → Fremdgruppen-Homogenitäts-Effekt
    • Mitgliedern der Eigengruppe wird eine höhere Varianz in den zentralen Eigenschaften zugestanden → Eigengruppen-Heterogenitäts-Effekt
    • Personen schenken mit ihrem Stereotyp konsistenten Sachverhalten mehr Aufmerksamkeit und speichern es leichter ab, erinnern es langfristig besser als steretypinkonsistentes Verhalten / Informationen
    • Stereotype führen dazu dass Personen selektiv stereotypkonsistente Informationen suchen und in ihrer Bedeutung höher einschätzen → confirmation bias
    • beim Kontakt mit Fremdgruppenmitgliedern, die dem Stereotyp nicht entsprechen erfolgt eine Substereotypisierung → für das entsprechende Fremdgruppenmitglied wird ein Substereotyp angelegt
    • Personen unterliegen einem systematischen Bias bei der Verwendung von Sprache → linguistische Intergruppenverzerrung → positives Verhalten des Eigengruppenmitglieds wird in abstrakteren Worten beschrieben, als ähnliches Verhalten eines Fremdgruppenmitglieds (→ konkretere Beschreibung); bezogen auf negatives Verhalten zeigt sich das umgekehrte Muster
    • ultimativer Attributionsfehler:
      • positives Verhalten der Eigengruppe und negatives Verhalten der Fremdgruppe wird eher Persönlichkeitsmerkmalen zugeschrieben
      • negatives Verhalten der Eigengruppe und positives Verhalten der Fremdgruppe wird eher auf Situationsmerkmale attribuiert
    • Fremdgruppenmitglieder haben eine Chance das bestehende Stereotyp zu modifizieren, wenn sie in einem Aspekt dem Stereotyp nicht entsprechen, sonst aber prototypisch für diesen Stereotyp sind
    • erfolgen Abweichungen in größerer Zahl nicht einzugrenzender Fremdgruppenmitglieder, kann dies die Änderung des Stereotyps eher auslösen als wenn die Abweichung nur bei einer begrenzten Anzahl von Fremdgruppenmitgliedern wahrgenommen wird
    • Bumerang-Effekt bei Änderung der Stereotypen tritt auf wenn Personen deren Stereotyp extrem stark ausgeprägt ist, auf Fremdgruppenmitglieder treffen, die eine sehr starke Abweichung vom Stereotyp aufweisen
  • Stereotype, Wahrnehmung und Verhalten
    • Stereotype können automatisch / unbewusst aktiviert werden ohne dass die Personen Kontrolle darüber haben
    • der automatischen Aktivierung kann eine kontrollierte Informationsverarbeitung nachgeschaltet sein → kann die Effekte der automatischen Informationsverarbeitung modifizieren oder komplett verdrängen
    • Kontinuummodell der Eindrucksbildung → Wahrnehmung, Beurteilung oder Verhalten muss für die wahrnehmende / ausführende Person von persönlicher Bedeutung sein → kann der Fall sein, wenn die wahrnehmende / handelnde Person wichtige soziale Interaktionen mit der Zielperson unterhält oder in Zukunft eingehen will
  • Folgen für Mitglieder stereotypischer Gruppen
    • Aktivierung von Stereotypen in sozialen Interaktionen kann dazu führen, dass sich die Mitglieder einer Gruppe den stereotypen Erwartungen ihrer Interaktionspartner anpassen → sich-selbst-erfüllende Prophezeiung
    • stereotype threat
      • Bedrohung durch Stereotype → kann stereotyp konformes Verhalten fördern
      • Phänomen dass Angehörige stereotypisierter Gruppen, die sich der ihnen entgegengebrachten Stereotype bewusst sind und in stereotyprelevanten Situationen Angst haben die Stereotype zu bestätigen
      • die durch die wahrgenommene Bedrohung ausgelöste zusätzliche kognitive und emotionale Aktivität kann in der Folge zu Leistungseinbußen oder stereotypkonformem Sozialverhalten führen

Vorurteile

  • Vorurteile = ablehnende / feindselige Haltungen gegenüber einer Person,die zu einer Gruppe gehört, einfach deswegen weil sie dieser Gruppe angehört und deshalb dieselben zu beanstandenden Eigenschaften haben soll, die man der Gruppe zuschreibt
  • Menschen nehmen dabei Gruppierungen auf der Basis der Wahrnehmung besonders zugänglicher Merkmale vor → Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit
  • Vorurteile können sich aber auch auf andere Gruppierungsmerkmale beziehen wie Merkmale des Körpers, psychische und physische Erkrankungen, Herkunft, Schichtzugehörigkeit
  • Rassismus
    • ist die negative Einstellung gegenüber Menschen oder Bevölkerungsgruppen auf der Grundlage von (quasi) biologischen oder ethnischen Kriterien
    • unterschieden zwischen
      • institutionellem Rassismus
        • Gruppen werden in ihren fundamentalen Rechten oder bei der Ausübung ihrer Religion beschnitten
      • individuellem Rassismus
        • negative Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber einzelnen Mitgliedern bestimmter Gruppierungen
    • institutioneller und individueller Rassismus treten häufig gemeinsam auf und nähren sich gegenseitig
    • traditioneller Rassismus → offen ausgelebt und ausgedrückt
    • moderner Rassismus → subtile Vorurteile
      • ambivalenter Rassismus
      • symbolischer Rassismus
        • negative Gefühle gegenüber ethnischen Minderheiten werden hinter moralischen Werten versteckt
      • aversiver Rassismus
        • unterstützen und befürworten von eigentlich egalitären Normen, hegene aber unterschwellige Ängste und ein Gefühl der Unbehaglichkeit im Umgang mit Angehörigen bestimmter ethnischer Gruppen
      Personen erleben einen Konflikt zwischen einer tief verwurzelten emotionalen Abneigung gegenüber Angehörigen bestimmter ethnischer Gruppen und gesellschaftlicher Normen, die einen vorurteilsfreien Umgang mit Mitgliedern dieser Gruppe verlangen
    • Folgen des modernen Rassismus
      • Kontakt mit Angehörigen bestimmter ethnischer Gruppen wird gemieden
      • Benachteiligung dieser Gruppen und die Existenz von Rassismus wird geleugnet
      • affirmative Programme zur Förderung der Chancengleichheit werden abgelehnt
  • Sexismus
    • generell vorurteilsbezogene Einstellungen und diskriminierende Verhaltensweisen gegenüber Personen aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit
    • traditioneller Sexismus
      • Überbetonung der Unterschiede zwischen den Geschlechtern
      • Glaube an die Minderwertigkeit des weiblichen / männlichen Geschlechts
      • weitgehende Akzeptanz althergebrachter Geschlechterrollen
    • moderner Sexismus
      • Diskriminierung von Frauen in der Vergangenheit wird anerkannt, eine aktuelle Diskriminierung aber geleugnet → Ablehnung von Forderungen für Gleichberechtigung, da eine Gleichberechtigung bereits realisiert wurde
    • Theorie des ambivalenten Sexismus
      • hostiler Sexismus
        • feindseliger Sexismus
        • offene negative Bewertung von Frauen / Männern
      • benevolenter Sexismus
        • wohlwollender Sexismus
        • positive Stereotypisierung und paternalistische Einstellungen gegenüber den Geschlechtern
  • Altersvorurteile
    • negative Einstellungen gegenüber der Gruppe älterer Menschen sowie die differnzielle Assoziation von negativen Eigenschaften mit älteren Personen
    • double-standard-of-ageing → Männer und Frauen sind nicht in gleicher Weise von Altersvorurteile betroffen, Frauen erreichen zeitiger die für Altersvorurteile empfängliche Gruppe als Männer
    • Inhalte und Auswirkungen von Altersvorurteilen
      • ältere Personen werden insgesamt als weniger attraktiv, kompetent und mehr mit negativen stereotypen Eigenschaften beurteilt als jüngere
      • Altersvorteile nicht nur bei negativen, sondern auch bei positiven Eigenschaften → negative Einstufung in Dimension Kompetenz, positive Beurteilung in Dimension Wärme





soziale Diskriminierung

  • soziale Diskriminierung = Einzelnen oder Gruppen von Menschen wird die Gleichheit in der Behandlung vorenthalten, die sie wünschen
  • Diskriminierung umfasst alles Verhalten, das auf Unterschieden sozialer und natürlicher Art beruht, die keine Beziehung zu individuellen Fähigkeiten, Verdiensten oder dem tatsächlichen Verhalten der Person(en) haben
  • Individuumsorientierte Erklärung für soziale Diskriminierung
    • Theorie der autoritären Persönlichkeit
      • autoritäre Persönlichkeit zeichnet sich im Wesentlichen durch starke Orientierung an konventionellen Werten, unkritische Einstellung gegenüber idealisierten Autoritäten der Eigengruppe und die Bereitschaft, Anordnungen und Vorschläge dieser in unkritischer Weise auszuführen sowie eine Tendenz Aggressionen gegenüber Personen auszudrücken, die konvenionelle Werte der Eigengruppe verletzen
      • Personen können diskriminiert werden, weil sie sich nicht an Werte der Bezugsgruppe des Diskriminators halten, weil sie unkonventionelle Verhaltensweisen zeigen oder weil eine in der Eigengruppe des Diskriminators anerkannte Autorität dazu auffordert
    • Theorie der sozialen Dominanz
      • Personen mit hoher Orientierung an sozialer Dominanz haben ein starkes Bedürfnis danach dass gruppenbasierte soziale Hierarchien erhalten bleiben und dass dominante Gruppen untergeordnete Gruppen beherrschen
      • Handlungen zur Aufrechterhaltung von Intergruppenhierarchien befürwortet und Ablehnung von Auffassungen und politischen Programmen gegen Ungleichheit zwischen sozialen Gruppen
    • Vorurteile und Diskriminierung
      • substanzieller Zusammenhang zwischen Vorurteilsarten (offen / subtil) und diskriminierendem Verhalten
      • Zusammenhang zwischen subtilen Vorurteilen und diskriminierendem Verhalten durch Merkmale der Situation moderiert → Personen mit subtilen Vorurteilen zeigen besonders dann diskriminierendes Verhalten wenn dieses Verhalten der gegenwärtigen Norm zu entsprechen scheint
  • Gruppenorientierte Erklärung für soziale Diskriminierung
    • Theorie des realistischen Gruppenkonflikts
      • Ziele, die eine Gruppe nur auf Kosten anderer erreichen kann, führen zu sozialem Wettbewerb und Konflikten → Ursache für soziale Diskriminierung und Feindseligkeiten zwischen den Gruppen
      • Vorhandensein gemeinsamer, übergeordneter Ziele für deren erreichen beide Gruppen aufeinander angewiesen sind führt zum Abbau sozialer Diskriminierung und Feindseligkeit
    • Theorie der sozialen Identität
      • entwickelt um Paradigma der minimalen Gruppe zu erklären
      • Paradigma der minimalen Gruppe → die bloße Kategorisierung (anhand trivialer Merkmale) in Fremd- und Eigengruppe ist eine ausreichende Bedingung für das Entstehen sozialer Diskriminierung, ein Intergruppenkonflikt ist bedeutsam aber nicht notwendig
      • erklärt mit dem Streben von Personen nach einer positiven sozialen Identität → ergibt sich aus den Eigenschaften und Fähigkeiten der Gruppen, denen Personen angehören
      • Bevorzugung der Eigengruppe und Abwertung der Fremdgruppe ist somit Mittel zu Erreichung sozialer Überlegenheit und dient der Befriedigung des Bedürfnisses nach positiver sozialer Identität
  • Folgen sozialer Diskriminierung
    • soziale Diskriminierung kann psychische und physische Erkrankungen auslösen → Depression, Herzerkrankungen, Bluthochdruck
    • Personen streben nach einer positiven sozialen Identität → durch Benachteiligung aufgrund von Gruppenmitgliedschaft erfahren sie dass Fähigkeiten und Eigenschaften der eigenen Gruppe im sozialen Kontext negativ bewertet werden → gefährdet das Ausbilden einer positiven sozialen Identität
    • Erleben offener Diskriminierung kann Ängste auslösen auch in zukünftigen Situationen unfair behandelt zu werden (stereotype threat) → kann die Selbstpräsentation und das Leistungsverhalten negative beeinflussen

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