tirsdag 5. januar 2016

Arbeitsanalyse - Dimensionen zur Klassifizierung von Verfahren

Dimensionen zur Klassifizierung von Verfahren

Theoretischer Hintergrund
  • Verfahren können nach verhaltensorientierten Verfahren, motivationspsychologisch orientierten Verfahren, handlungstheoretische orientierten Verfahren und Verfahren auf Grundlage des soziotechnischen Systemansatzes unterschieden werden
  • verhaltensorientierte, motivationspsychologisch und handlungstheoretisch orientierte Verfahren analysieren vorrangig auf der Ebene der individuellen Arbeitsaufgabe
  • Verfahren auf Grundlage des soziotechnischen Systemansatzes analysieren vorrangig auf Ebene von Organisationseinheiten und auf Ebene der Gesamtorganisation
Grad der Standardisierung
  • Unstandardisierte Verfahren
    • freie Berichte der Beteiligten
    • Dokumentenanalyse
    • vor allem in Anfangsphase zur Gewinnung eines Überblickes eingesetzt
  • teilstandardisierte Verfahren
    • leitfadengestützte Interview- und/oder Beobachtungsverfahren
    • Experteninterviews (in Überblicksphase sehr wichtig)
    • Leitfaden / Checkliste führt das Gespräch oder die Beobachtung, ist aber offen für vorab nicht berücksichtigte Inhalte und Dimensionen sowie für Gesprächsdynamik
  • Critical incident technique
    • eines der bekanntesten teilstandardisierten, verhaltensorientierten Verfahren
    • zur Erhebung von Anforderungen komplexer Tätigkeiten entwickelt
    • zwischen kritischen Ereignissen und erfolgskritischem Verhalten unterschieden
    • kritisches Ereignis ist eine Situation, in der effektives oder ineffektives Verhalten zum Erfolg bzw. Misserfolg der betroffenen Person beiträgt
  • Beobachtungen und Beobachtungsinterviews können un-, teil- oder standardisiert durchgeführt werden
  • betriebliche Daten können un-, teil- oder standardisiert vorliegen
  • standardisierte Verfahren
    • Fragebögen und Beobachtungsinterviews mit geschlossenen Antwortkategorien
    • in der Analysephase im engeren Sinn
    • müssen Gütekriterien Validität, Reliabilität, Objektivität erfüllen
Bedingungs- vs. personenbezogene Perspektive
  • Verfahren mit bedingungsbezogener Perspektive richtet Aufmerksamkeit auf die Merkmale der Arbeit, die vom jeweiligen Individuum unabhängig ist → gegebener Handlungsspielraum und Komplexität der Aufgabe
  • trotz der Relevanz interindividueller Besonderheiten kommt den Handlungsbedingungen große Bedeutung zu
  • in gesetzlich vorgeschriebener Gefährdungsanalyse wird bedingungsbezogene Analyse gefordert
  • Verfahren mit personenbezogener Perspektive berücksichtigen die interindividuellen Besonderheiten bei der Wahrnehmung, Interpretation und Ausführung der Arbeit → der arbeitende Mensch muss jeden Arbeitsauftrag wahrnehmen und interpretieren → subjektive Redefinition der Aufgabe (gilt umso mehr, je unklarer die Arbeitsaufgabe ist)
Erhebungsmethode
  • Erhebungsmethoden der Verfahren
    • Selbsteinschätzung mittels Fragebogen und Interviews
    • Fremdeinschätzung mittels Beobachtung (-sinterviews)
    • Beteiligungsorientierte Verfahren mittels moderierter Gruppenanalyse
  • Selbsteinschätzung
    • Vorteile →
      • Befragte sind Experten für ihre Tätigkeit, können vieles einschätzen, was von externen Personen nicht zu beobachten ist
      • Möglichkeit zur Partizipation → beeinflusst spätere Akzeptanz und aktive Unterstützung von Veränderungen positiv
      • mittels Fragebogen können sehr ökonomisch viele Personen befragt werden, ohne Arbeitsabläufe zu sehr zu stören
      • Fach- und Führungskräfte füllen ungern Fragebögen aus, sind aber für Interviews sehr aufgeschlossen
    • Nachteile →
      • nicht objektiv? Unterliegen sehr subjektiven Verzerrungen
      • Fragen oftmals anders interpretiert, als vom Untersucher intendiert
      • viele Aspekte der Tätigkeit können nicht berichtet werden, da es sich um hochautomatisierte Tätigkeiten handelt, die dem Befragten evtl. nicht bewusst sind
      • Ergebnisse bleiben oft allgemein, keine Gestaltungsvorschläge abzuleiten
  • Beobachtung
    • Methode der Fremdeinschätzung
    • beschränkt sich auf sichtbare Bestandteile einer Handlung
    • finden im Rahmen von Begehungen statt
    • Vorteil →
      • Untersucher erlebt die Arbeitsbedingungen (z.b. Hitze) selbst → kann Bedingungen erfassen, an die sich die Beschäftigten längst gewöhnt haben
      • Erfassung von hochautomatisierten Handlungen
    • Nachteil →
      • nur Ausschnitte aus dem Arbeitsalltag beobachtbar → Beobachtung kann untypisch sein
      • komplexe Tätigkeiten können schlecht beobachtet werden
  • Beobachtungsinterview
    • Kombination von strukturierter Beobachtung des Arbeitsablaufes mit anschließendem darauf bezogenem Interview mit der arbeitenden Person
    • ermöglicht neben Fremdeinschätzung, die Einschätzung und Interpretation der Arbeitsaufgabe durch die Arbeitenden
    • Nachteil →
      • mit 3-5 Stunden pro Arbeitsplatz relativ zeitaufwendig
  • beteiligungsorientierte Verfahren
    • Gruppenprozeduren der kollektiven Arbeitsanalyse und -gestaltung
    • Vorteil →
      • Betroffene nehmen kollektiv Einfluss auf Arbeitsbedingungen → werden als mündige Personen angesehen
      • nicht nur qualitativ hochwertige und akzeptierte Problemlösungen können entstehen, sondern auch kollektive und individuelle Entwicklungen
      • Aufwand relativ gering im Verhältnis zu erreichbaren Ergebnissen
      • Integration von Analyse und Gestaltung
    • Nachteil →
      • Gruppenanalysen können meist nicht am Arbeitsplatz stattfinden → Arbeitsbedingungen und -abläufe können nicht beobachtet und erlebt werden, eventuelle auch den Betroffenen nicht präsent sind
      • Unterschätzung der Veränderungsresistenz der Beschäftigten
      • Fehlen an arbeitspsychologischem Wissen der Beschäftigten
      • mehrere Mitarbeiter einer Arbeitsgruppe müssen aus betrieblichem Geschehen genommen werden → Störung der betrieblichen Abläufe

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