tirsdag 13. september 2016

Kooperation oder Konflikt: das Gefangenendilemma

Kooperation oder Konflikt: das Gefangenendilemma

  • das Gefangenendilemma bezieht sich auf Kooperation, die auf Vertrauen aufgebaut ist, und auf Wettbewerb, der durch Misstrauen gekennzeichnet ist
  • das klassische Gefangenendilemma
    • Ausgangssituation des Gefangenendilemmas →
      • zwei Verdächtige werden in getrennten Räumen verhört, dem Staatsanwalt liegen keine Beweise vor und er versucht es mit einem psychologischen Trick, der die Verdächtigen in ein Vertrauensdilemma stürzt, dem sie nur schwer entkommen können
      • ein Geständnis führt zu drei Monaten Gefängnis für den Geständigen, der andere Verdächtige muss 10 Jahre ins Gefängnis wenn er nicht gesteht
      • gestehen beide Verdächtige unabhängig voneinander, werden beide gleichermaßen mit 8 Jahren Gefängnis bestraft
      • halten beide dem Druck Stand erwartet beide gleichermaßen 1 Jahr auf Bewährung
    • Rationale Strategie: Gestehen → führt für den Einzelnen zu günstigstem Ergebnis unabhängig vom anderen, wenn kein gegenseitiges Vertrauen besteht → Minimierung der sozialen Abhängigkeit, Fokussierung auf Eigeninteresse
    • kooperieren beide vertrauensvoll, verlassen sie sich darauf, dass der jeweils andere „dicht“ hält und gestehen nicht → sehr günstiges Gesamtergebnis von zusammengenommen 2 Jahren auf Bewährung
    • Gefangenendilemma ist so konzipiert, dass gegenseitige Hilfe immer günstiger ist als Verweigerung der Hilfe
    • Gefangenendilemma = hohe Partnerkontrolle, schwache Akteurkontrolle
    • die Erwartungen an das Verhalten des anderen bestimmen das eigene Verhalten
    • Motivationale Grundlage des eigenen Verhaltens
      • Streben nach Selbstschutz
      • generalisierte Furcht vor Ausbeutung (Hilflosigkeit)
      • generalisierte Gier (Eigeninteresse)
    • Bedeutung von Kommunikation
      • Möglichkeit Interpretationsprobleme zu überwinden → Partner können sich absprechen und Missverständnisse ausräumen
      • Minimierung weiterer Fehleinflüsse, die das Ausmaß an Wettbewerb erhöhen können
        • Beurteiler nehmen bei ihren Mitmenschen in übertriebener Weise an, dass sie einem Selbstinteresse folgen und gemeinsame Interessen ignorieren → es wird unter Umständen mehr Eigeninteresse unterstellt als tatsächlich gerechtfertigt ist
    • Kurzzeitperspektive → unmittelbarer Erfolg angestrebt
    • Langzeitperspektive → Endabrechnung berücksichtigt → Aufsummierung der Gewinne über viele Durchgänge
    • Reziprozitätsregel → besagt, dass der Akteur so handeln sollte wie sein Interaktionspartner → Möglichkeit der gegenseitigen Kooperation oder des gegenseitigen Wettbewerbs
    • Strategie der bedingten Kooperation → Kooperation erfolgt immer dann wenn der Partner im vorherigen Zug kooperiert hat
    • erfolgreiche Lösung des Gefangenendilemmas → Tit-for-Tat-Strategie
      • der erste Zug ist immer kooperativ → positives Angebot zur Kooperation
      • alle weiteren Züge entsprechen dem Zug des Partners aus der vorherigen Runde
    • Vorteile der Tit-for-Tat-Strategie:
      • verwirklicht die Regel der Reziprozität
      • beruht auf einem positiven Interaktionsansatz, weil sie nie den Wettbewerb provoziert
      • ist nicht blind gegen Ausbeutung
      • verzeiht unkooperative Wahlen des Partners → nicht nachtragend
  • das N-Personen-Gefangenendilemma
    • Generalisierung des einfachen Gefangenendilemmas auf größere Gruppen
    • ungünstige Auswirkungen für alle, wenn alle unkooperativ wählen
    • zwei Merkmale
      • der Einzelne verdient nicht mehr durch eine Wettbewerbswahl als durch eine kooperative Wahl
      • jeder Spielpartner profitiert davon, wenn alle Parteien kooperieren
    • Situation des N-Personen-Gefangenendilemmas entspricht im Wesentlichen der eines wiederholten Spiels → die meisten Personen spielen auf Wettbewerb, durch Öffnung der Kommunikation lässt sich die Kooperation als Mehrheitsentscheidung etablieren und der Egoismus der Teilnehmer wird verringert
    • Besonderheiten des N-Personen-Gefangenendilemmas
      • eine Diffusion der Verantwortung tritt ein → beruht auf Anonymität und erleichtert das Ignorieren des Gruppeninteresses
      • individuelle Effekte, die durch Wettbewerb / Kooperation ausgelöst werden sind sehr gering, in viele Fällen kaum messbar, erst die Summe der unkooperativen Wahlen führt zu einem messbaren Schaden
      • Kooperation in einem N-Personen-Gefangenendilemma wird erschwert da keine Strategie zur Verfügung steht, die sich unmittelbar auf die Spielpartner auswirken → man kann keine Botschaften an die Mitspieler senden und sie dadurch direkt beeinflussen
    • Handlungen können aufgrund vorab bestehender Erwartungen fehlinterpretiert werden und zu Missverständnissen führen → Misstrauensspiralen können entstehen aber auch Vertrauensspiralen wenn das Verhalten des anderen positiv interpretiert wird
    • bestimmte Fehler bei der menschlichen Urteilsbildung erschweren zudem die unverzerrte Wahrnehmung des Verhaltens des Gegenübers → Wettbewerb häufig gegenüber Kooperation bevorzugt
    • kognitive Urteilstendenzen, die Missverständnisse an der Kommunikation verstärken können:
      • false consensus → Tendenz die eigenen Meinungen und Gedanken bei anderen überrepräsentiert zu sehen
      • hot / cold empathy gap → die eigene emotionale Situation beeinflusst die Vorhersage, wie es anderen geht und wie sie sich verhalten werden
      • Illusion of transparency → Überzeugung, dass die eigenen Gedanken, Gefühle, Überzeugungen, Erfahrungen für andere offensichtlich sind
      • naive cynicism → Personen nehmen an, dass andere stärker gebiased sind / dass sie negativere Intentionen haben als dies tatsächlich der Fall ist

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