mandag 5. september 2016

soziale Vergleichsprozesse und relative Deprivation - Relative Deprivation

 soziale Vergleichsprozesse und relative Deprivation

Relative Deprivation

  • relative Deprivation = Gefühle des Mangels / der Entbehrung in Relation zu anderen
  • subjektive Zufriedenheit hängt weniger von objektiven Lebensbedingungen ab, sondern wird stark von Vergleichsprozessen beeinflusst
  • vier Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit relative Deprivation eintritt:
    • man hat X nicht
    • andere besitzen X
    • man möchte X haben
    • man glaubt es sei möglich X zu haben und dass man Anspruch auf X hat
  • warum kommt es zu Vergleichen
    • Gefühl der relativen Deprivation ist das Ergebnis von Vergleichsprozessen → vor allem Vergleiche mit Gruppen und zwischen Gruppen bedeutsam
    • Theorie der sozialen Identität / Selbstkategorisierung
      • jeder hat sowohl eine individuelle als auch eine soziale Identität
      • für eine positive soziale Identität muss die Eigengruppe besser als andere Gruppen dastehen
      Individuelle Identität → Vergleiche auf individueller Ebene
        Soziale Identität → Vergleiche auf Gruppenebene
  • mit wem vergleichen sich Menschen
    • relative Deprivation kann durch Vergleiche mit verschiedenen Standards entstehen
    • Vergleiche zwischen dem Selbst und andern Individuen und der Eigengruppe und einer Fremdgruppe können eine Gefühl der Unzufriedenheit auslösen
    • zwei Arten von Deprivation:
      • egoistische Deprivation → bei Vergleichen auf individueller Ebene
      • fraternale Deprivation → bei Vergleichen auf Gruppenebene
    • besonders starke (doppelte) Deprivation wenn egoistische und fraternale Deprivation zusammen auftreten
    • es kommt zu relativen Deprivation wenn der Vergleich zwischen der Ist-Situation und den Erwartungen, wie die Situationen sein sollte ungünstig ausfällt
    • temporale Vergleiche → Erwartungen leiten sich aus Erfahrungen in der Vergangenheit ab
    • Erwartungen spielen auch eine entscheidende Rolle für die Zufriedenheit, die man in individuellen Beziehungen empfindet → jede Beziehung ist mit Kosten und Nutzen verbunden → Zufriedenheit in einer Beziehung ist nicht nur abhängig davon ob der Nutzen die Kosten überwiegt, sondern auch davon welches Kosten-Nutzen-Verhältnis erwartet (Vergleichsniveau) und wie man das Verhältnis in alternativen Beziehungen einschätzt (Vergleichsniveau für Alternativen)
    zur relativen Deprivation tragen Vergleiche mit folgenden Standards bei:
      • andere Individuen (egoistische Deprivation)
      • andere Gruppen (fraternale Deprivation)
      • eigene Erwartungen
  • wie wirken sich Vergleiche aus
    • kollektives Handeln hängt deutlich enger mit relativer Deprivation zusammen, wenn bei der Erfassung der fraternalen Deprivation explizit ein Vergleich zu einer anderen Gruppe und insbesondere das Gefühl der Unzufriedenheit erfragt wurde
    • die Identifikation mit der deprivierten Eigengruppe bestimmt mit ob man sich für die Veränderung der Gruppensituation einsetzt
    • egoistische Deprivation zieht Stresssymptome und Ärger nach sich
    • relative Gratifikation → entsteht wenn man besser dasteht als andere
    • unter bestimmten Umständen kann relative Gratifikation auch negativ erlebt werden, entscheidend dabei ist die empfundene Gerechtigkeit des Vergleichsergebnisses
    • ungerechtfertigte Privilegien führen zu Schuldgefühlen → Bedingungen für das Entstehen existenzieller Schuld:
      1. eine Person / Eigengruppe hat Vorteile während eine andere Person / Gruppe Nachteile hat
      2. die Person erlebt ihre Vorteile als unverdient
      3. die Person denkt, die Nachteile der anderen seien nicht selbst verschuldet
→ unterschiedliche Vergleiche wirken sich im Rahmen der relativen Deprivation unterschiedlich aus:
      • im Vergleich mit anderen Gruppen schneidet die Eigengruppe negativ ab (fraternale Deprivation) → identifiziert man sich stark mit der Eigengruppe → kollektives Handeln, sozialer Protest
      • im Vergleich mit anderen schneidet das Individuum negativ ab (egoistische Deprivation) → individuelle Stresssymptome, Depression, Ärger
      • im Vergleich schneidet man positiv ab (relative Gratifikation)
        • Privilegien werden als gerechtfertigt empfunden → positives Selbstgefühl
        • Privilegien erscheinen ungerechtfertigt → Schuldgefühle

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