tirsdag 13. september 2016

Positive Psychologie: Glück, prosoziales Verhalten, Verzeihen, Solidarität, Bindung, Freundschaft

Positive Psychologie: Glück, prosoziales Verhalten, Verzeihen, Solidarität, Bindung, Freundschaft

  • positive Psychologie ist ein Oberbegriff für das wissenschaftliche Studium aller psychologischen Prozesse, die dazu beitragen, das Leben lebenswert zu machen und die Lebensqualität zu steigern → auf menschliche Stärken bauen und sie fördern
  • Positives ist nicht allein die Abwesenheit von Negativem
  • Ziel der positiven Psychologie → strebt eine balancierte, umfassende Sichtweise des menschlichen Erlebens und Verhaltens an
  • zentrale Themen der positiven Psychologie: Glück, Freude, Genuss, Gerechtigkeit, Fairness, Optimismus, Bindung, Freundschaft, Verzeihen, prosoziales Verhalten, Solidarität, Zivilcourage, die Förderung und die Realisierung von positiven individuellen Eigenschaften wie Charakterstärken, Werten, Talenten
     
    Was ist Glück?

    • Drei Formen des Glücks:
      • kurzfristiges Vergnügen
      • Eudämonie
      • Engagement / Flow
      tragen zur allgemeinen Lebenszufriedenheit bei
    • Flow Erleben – Kennzeichen
      • die Zeit vergeht schnell und unbemerkt
      • der Aufmerksamkeitsfokus liegt auf der Tätigkeit selbst, das Umfeld wird kaum wahrgenommen
      • das Selbstverständnis als sozialer Akteur ist vorübergehend ausgeschaltet
      • die Nachwirkungen des Flow-Erlebnis sind bestärkend und belebend
      • im Moment des Flow-Erlebnisses ist dieses unemotional und unbewusst, Vergnügen im eigentlichen Sinne entsteht erst danach
    • ein Flow-Erlebnis tritt in Situationen auf, in denen ein Gleichgewicht zwischen Fähigkeiten und Anforderungen besteht
    • häufige Flow-Erlebnisse können die psychologischen Ressourcen einer Person stärken → positive Folgen sind mehr Kreativität und bessere Gesundheit
    • die broaden-and-build-Theorie
      • Theorie der positiven Emotionen
      • Glück als Ursache für ein gutes Leben
      • Annahme dass positive Emotionen das menschliche Denken und Handeln erweitern → neue Denkrichtungen und Handlungsstrategien werden entdeckt
      • als Folge davon werden neue individuelle Ressourcen aufgebaut, die sich auf unterschiedliche Leistungs- und Lebensbereiche beziehen
      • negative Emotionen wie Angst oder Ärger haben eine überlebensdienliche Funktion → verengen die Wahrnehmung, Denken und Verhalten auf die Bewältigung einer unmittelbaren Bedrohung oder einer Aufgabe die dringend zu lösen ist
      • positive Emotionen erweitern das Erlebens-, Denk- und Verhaltensrepertoire und vergrößern somit den Horizont der Möglichkeiten
      • positive Emotionen stehen in Verbindung mit größerer Aufmerksamkeitsspanne, besserem Arbeitsgedächtnis, guter Wortflüssigkeit und Offenheit für Informationen → können zu einer konstruktiven Problembewältigung beitragen
      • das Erleben positiver Emotionen leitet eine Aufwärtsspirale ein → erhöhen die Wahrscheinlichkeit weiterer positiver Emotionen in der Zukunft, tragen zum Finden des Lebenssinns bei
      • aus der Relation positiver und negativer Emotionen lässt sich ein Positivitätsindex berechnen
      • positives soziales Agieren umfasst das Erleben von bedeutungsvoller Kohärenz, das Gefühl sozialer Akzeptanz und die Einbeziehung in die Gruppe durch soziale Integration
      • je höher der Positivitätsindex der Emotionen ausfällt umso besser
      • der stabile Zusammenhang zwischen Glück und Erfolg beruht auf zwei Mechanismen:
        • Erfolg macht Menschen glücklicher
        • Glück fördert das auftreten von Erfolgen
    • Charakterstärken als Kerntugenden des Menschen
      • Charakterstärken = positive Eigenschaften
      Klassifikation von Charakterstärken
        • Weisheit und Wissen
          • Kreativität
          • Neugier
          • Aufgeschlossenheit
          • Liebe zum Lernen
          • Perspektive / Weisheit
        • Mut
          • Tapferkeit
          • Beharrlichkeit
          • Integrität
          • Vitalität
        • Humanität
          • Liebe
          • Freundlichkeit
          • soziale Intelligenz
        • Gerechtigkeit
          • Citizenship
          • Fairness
          • Führung
        • Mäßigung
          • Verzeihen
          • Bescheidenheit
          • Besonnheit
          • Selbstregulation
        • Transzendenz
          • Anerkennung von Schönheit und Exzellenz
          • Dankbarkeit
          • Hoffnung
          • Humor
          • Spiritualität

    prosoziales Verhalten

    • altruistisches Verhalten unterscheidet sich von egoistischem Verhalten durch die zugrunde liegende Motivation
    • der Kulturvergleich zeigt große nationale Unterschiede im Ausmaß prosozialen Verhaltens → in Städten, in denen der Wohlstand geringer ist, wird mehr geholfen, in Lädern in denen der Individualismus höher ist, wird weniger Hilfe geleistet, in Ländern in denen der Geist von Simpatía vorherrscht (spanisch-sprachige Länder) wird eine höhere Hilfsbereitschaft beobachtet (Simpatía gekennzeichnet durch nette und freundliche Sozialkontakte)
    • der Prozentsatz ehrenamtlich Tätiger belegt die Verbreitung prosozialen Verhaltens in der Gesellschaft

    Interpersonelles Verzeihen

    • Verzeihen fällt unter die Charakterstärken, denn man kann von einer dispositionalen Bereitschaft zum Verzeihen ausgehen aber auch Kontexteinflüsse sind zu beachten
    • zwei-Komponenten-Ansatz
      • beinhaltet die Trennung zwischen zwei grundlegenden negativen Tendenzen des Opfers nach einem Vergehen des Täters
        • Vergeltung wegen berechtigter Empörung anstreben
        • Vermeidung wegen Gefühlen der Verletzung herstellen
      • beide Tendenzen werden durch den Prozess des Verzeihens aufgehoben, wobei das Wohlwollen gegenüber dem Partner eine wichtige Rolle spielt
    • Empathie-Verzeihens-Hypothese
      • Empathie ist die entscheidende förderliche Bedingung dafür dass die primären Tendenzen zu Vergeltung und Vermeidung überwunden werden
      • dafür ist wichtig, dass sich der Täter für sein Fehlverhalten entschuldigt
      • Entschuldigung erhöht die Empathie mit dem Täter
    • Determinanten des Verzeihens
      • vier Determinanten beeinflussen das Verzeihen
        • sozial-kognitive Faktoren
        • Eigenschaften des Vergehens selbst
        • Beziehungsqualität
        • Persönlichkeitseigenschaften, kognitive Prozesse
      • sozial-kognitive Determinanten
        • Empathie hat zentrale Rolle inne
        • eine verletzte Person, die hohe Empathiefähigkeit besitzt, stellt sich leichter vor, wie sehr es dem anderen Leid tut, dass es zu dem Vergehen gekommen ist und wie aufrichtig die Schuldgefühle des anderen sind
      • Eigenschaften des Vergehens
        • beeinflussen die Größe des wahrgenommenen Schadens
        • Vergehen, die als schwerer eingeschätzt werden, werden weniger leicht verziehen
        • Entschuldigung und Reue des Täters erleichtern es der verletzten Person, einen Prozess des Verzeihens in Gang zu setzen → wichtig dass die Entschuldigung aufrichtig ist und nicht nur eine leere Floskel darstellt
      • Beziehungsqualität
        • relevante Merkmale sind Zufriedenheit, Nähe und Commitment
        • durch Commitment wird ein größeres Wohlwollen des Opfers gegenüber dem Täter hervorgerufen
      • Persönlichkeitseigenschaften
        • Faktor Verträglichkeit spielt entscheidende Rolle
        • je verträglicher eine Person ist, umso leichter verzeiht sie
    • Verzeihen als Ausdruck einer positiven Beziehungsgestaltung
      • Verzeihen als Transformation des Wunsches nach Rache und Vermeidung in eine prosoziale Motivation
      • Verzeihen ist Ausdruck einer positiven Beziehungsgestaltung, denn es trägt dazu bei, dass negative interpersonelle Vorfälle die die soziale Beziehung belasten in ihren negativen Folgen abgemildert werden
      • Verzeihen trägt dazu bei, dass eine negative interpersonale Eskalation vermieden wird
      • Wahrscheinlichkeit des Verzeihens hängt von der Zufriedenheit in der Partnerschaft und den Attributionen Wohlwollen und Güte ab
      • wohlwollende Ursachenzuschreibung beinhaltet Faktoren, die nicht die Person des Partners betreffen, die weniger stabil sind und weniger Bereiche betreffen
      • gütige Verantwortungszuschreibung beinhaltet weniger Unterstellungen einer negativen Absicht, weniger Betonung von Selbstsüchtigkeit, weniger Verdammung des Partners
      • wohlwollende Ursachenzuschreibung und gütige Verantwortungszuschreibung, die bei hoher Ehezufriedenheit wahrscheinlicher sind, hängen mit mehr Empathie und weniger negativen Gefühlen zusammen
      • interpersonelles Verzeihen kann das psychologische Wohlbefinden erhöhen
      • Verzeihen ist eine interpersonelle Strategie, die das Wohlbefinden des Opfers eines Vergehens erhöht und die sich außerdem positiv auf das Wohlbefinden des Täters auswirkt

    Solidarität

    • Solidarität bezeichnet das Eintreten für andere zum Zweck gegenseitiger Unterstützung, das auf Werten und Idealen beruht
    • Unterscheidung von:
      • mechanische Solidarität → beruht auf Ähnlichkeit und Gemeinsamkeit
      • organische Solidarität → beruht auf Arbeitsteilung
      • instinktive Solidarität → ist auf Familie und Freunde begrenzt
      • offene Solidarität → bezieht sich auf die gesamte Menschheit
      • Solidarität mit Benachteiligten
      • Solidarität bei gemeinsamen Interessen
      weiter und enger gefasste Solidarität lässt sich identifizieren
    • Solidarität wird durch existenzielle Schuldgefühle beeinflusst
    • Solidarität ist für die Reaktion auf die weit verbreitete Benachteiligung in der Gesellschaft von Bedeutung, hat einen hohen Stellenwert für das friedliche Zusammenleben der Völker und hängt mit Freiwilligenarbeit und Zivilcourage zusammen

    Bindung

    • stellt eine relativ dauerhafte emotionale Orientierung an einer anderen Person dar
    • 4 Aspekte:
      • Nähe einer anderen Person suchen
      • unter der Trennung von der Person leiden
      • sich bei der Rückkehr der Person freuen
      • sich an der Person auch dann orientieren, wenn diese Person nicht unmittelbar anwesend ist
    • Bindungsverhalten basiert auf einem angeborenen Motivsystem → Zweck des Schutzes des Kleinkindes vor Gefahren und Bedrohungen aus der Umwelt → Bindung an Bezugsperson hat eine große Bedeutung für die Sicherung des Überlebens des Kindes in einer bedrohlichen Umwelt
    • drei Bindungsstile:
      • sichere Bindung
        • großes Vertrauen, gute Kommunikation zwischen Mutter und Kind
        • ist die beste Voraussetzung für Spiel, Exploration der Umwelt und Gesellung
      • ängstlich-ambivalente Bindung
        • Kind verunsichert
        • schwankt zwischen Anschluss an Mutter und Zurückweisung
        • hohe Ängstlichkeit
      • vermeidende Bindung
        • Kind hat emotionale Distanz zur Mutter
        • defensiver Bindungsstil
        • Unterdrückung und Verdrängung von unangenehmen Gedanken, Selbstidealisierung bei der unerwünschte Aspekte des Selbst abgespalten werden
    • Bindungsverhalten wird in Stresssituation deutlich
    • internales Arbeitsmodell
      • kognitives System zur Anpassung an die Umwelt, das durch Sicherheits- und Unsicherheitserfahrungen beim Kleinkind mit seinen Bezugspersonen im ersten Lebensjahr geprägt ist → spiegelt sich in kindlichen Handlungsplänen wider
      • trägt dazu bei dass Kinder mehr und mehr von der Bezugsperson unabhängig werden
    • Verteilung der drei Bindungsstile → ängstlich ambivalent am seltensten, sichere Bindung am häufigsten
    • Entwicklung des individuellen Bindungsstils
      • genetische Einflüsse spielen bei Bindungsstilen kaum eine Rolle, ausschlaggebend ist die gemeinsame und spezielle Umwelt der Kleinkinder
      • die Entwicklung des kindlichen Bindungsstils wird maßgeblich durch die Feinfühligkeit der Bezugsperson geprägt
      • Interventionsprogramme können sich förderlich auf die Feinfühligkeit der Bezugsperson auswirken → wirken aber nur schwach auf die Entwicklung einer sicheren Bindung des Kindes
      • mehrere andere Merkmale der Mutter-Kind-Interaktion, die sich auf die Entwicklung des Bindungsmusters auswirken:
        • Gegenseitigkeit und Austausch zwischen Mutter und Kleinkind
        • Stimulation und Ermutigung im Sinne von Beachtung und Aufmerksamkeit der Mutter gegenüber dem Kind
        • eine positive Einstellung im Sinne von Wärme und Mitgefühl
        • emotionale Unterstützung des Kindes durch die Mutter
        überschneiden sich mit Feinfühligkeit, beinhalten aber auch Aspekte, die nicht durch Feinfühligkeit repräsentiert sind
    • Rolle der Bindung im Erwachsenenalter
      • zwei Dimensionen von Bindung:
        • Bindungsangst → starke gedankliche Beschäftigung mit dem Partner
        • Bindungsvermeidung → Selbstgenügsamkeit, geringe Suche nach Nähe
      • 2x2 Schema der Bindungsstile
        • positives Selbstbild / positives Fremdbild → sicher gebunden
        • positives Selbstbild / negatives Fremdbild → gleichgültig-vermeidend gebunden
        • negatives Selbstbild / positives Fremdbild → ängstlich-ambivalent gebunden
        • negatives Selbstbild / negatives Fremdbild → ängstlich-vermeidend gebunden


    Freundschaft

    • Freundschaft bezeichnet eine informelle soziale Zweierbeziehung, die sich durch Freiwilligkeit, Gegenseitigkeit und das Überwiegen positiver Emotionen auszeichnet
    • in Freundschaften wird Solidarität, Nähe, Vertrauen und Authentizität erlebt
    • Freundschaft beinhaltet eine vielfältige Kommunikation, kann zur Entwicklung von Selbst-Identität in der Lebensgeschichte beitragen
    • Frauenfreundschaften → vor allem soziale Beziehungen werden diskutiert → Erwerben sozialer Fähigkeiten
    • Männerfreundschaften → Bewältigung bestimmter Aufgaben und die Verwirklichung von Hobbys
    • zwei Reaktionsformen auf eine Bedrohung:
      • Fight-or-flight
        • von einer psychologischen Reaktion auf Stresssituationen begleitet
        • Aktivierung des sympathischen Nervensystems zur Vorbereitung einer Flucht oder eines Kampfes
      • Tend-and-befriend
        • vermehrt bei Frauen zu finden
        • interpersonale Reaktion auf Stress → Erhöhung von beschützendem und umsorgendem Verhalten (tending) und die verstärkte Suche nach Bindung an andere Personen (befriending)
      • aggressive Reaktionsmuster können gemildert werden indem Angst und Aktivierung des Nervensystems verringert werden → hat vor allem bei Frauen eine Steigerung prosozialen Verhaltens zur Folge

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