mandag 5. september 2016

soziale Motive: prosoziale Motivation

soziale Motive: prosoziale Motivation

Warum helfen Menschen?

  • Prosoziales Verhalten kann aufgrund verschiedener Motive entstehen → Mitgefühl, „gut-dastehen-wollen“, befolgen von Normen
  • Komponenten prosozialen Verhaltens:
    • trägt zum Wohl anderer Menschen bei
    • erfolgt intentional
    • erfolgt freiwillig
  • weitere Unterschiede zwischen prosozialem Verhalten und Altruismus → Motive für prosoziales Verhalten können positiv, negativ oder beides sein
  • altruistisches Verhalten wird als Subtyp prosozialen Verhaltens angesehen → nicht mit der Erwartung materieller oder sozialer Belohnung oder der Vermeidung von Bestrafung ausgeführt → das Wohl des Anderen steht im Vordergrund
  • die evolutionspsychologische Sichtweise
    • Prinzip der Verwandtschaftsselektion → Menschen erhöhen ihre Chancen ihre Gene weiter zu geben dadurch dass sie genetisch Verwandten zum Überleben verhelfen
    • Reziprozitätsnorm → wir helfen aus der Erwartung heraus, dass uns auch zukünftig geholfen wird
    • soziales Lernen → sozialer Einfluss wird akzeptiert, weit verbreitete Norm, dass hilfsbereites Verhalten, gutes Verhalten ist → ist Teil unseres genetischen Programms geworden
  • Kosten und Nutzen prosozialen Verhaltens
    • austauschtheoretische Analysen prosozialen Verhaltens → grundlegender Gedanke, dass wir versuchen unser Handeln so auszurichten, dass der Nutzen maximiert und die Kosten minimiert werden → wahrer Altruismus existiert nicht weil wir nur dann helfen wenn der Nutzen die Kosten übersteigt
    • Gewinn = Verbesserung der Stimmung (personal mood management), an der Freude der anderen Teilhaben, Anerkennung der Umwelt, gesteigertes Selbstwertgefühl
  • die Empathie-Altruismus-Hypothese
    • basiert auf der Unterscheidung zweier unterschiedlicher emotionaler Reaktionen auf den Kummer eines anderen Menschen → Mitgefühl (empathy) und Unbehagen (personal distress)
    • Mitgefühl = affektive Reaktion, die von der Wahrnehmung des emotionalen Zustandes eines anderen stammt und durch auf den anderen orientierte Gefühle von Betroffenheit und Bedauern charakterisiert ist
    • Unbehagen / personal distress = affektive Reaktion, die von der Wahrnehmung des emotionalen Zustandes eines anderen stammt und durch auf das Selbst orientierte, unangenehme Gefühl wie Angst, Spannung, Unwohlsein charakterisiert ist
    • Mitgefühl löst eine altruistische Motivation aus → Flucht ist keine Alternative, da die Situation dadurch nicht gelöst wird
    • Unbehagen löst Bestreben aus, dieses Unbehagen zu reduzieren → wenn möglich Flucht aus der Situation, wenn Flucht nicht möglich ist erfolgt eine Hilfeleistung
    • prosoziales Verhalten als Kontinuum dessen Pole durch altruistisch motivierte Verhaltensweisen auf der einen und egoistisch motivierte Verhaltensweisen auf der anderen Seite charakterisiert sind



Mitgefühl und prosoziales Verhalten

  • interindividuelle Unterschiede im Mitgefühl
    • Gründe können in der Situation liegen
      • Unglücklich sein der anderen Person wird nicht wahrgenommen
      • Situation wird falsch interpretiert
      • Notsituation wird zwar als solche wahrgenommen und interpretiert, die betroffene Person wird aber als selbst verantwortlich angesehen
    • zu hohe Erregung verhindert Mitgefühl
      • Disposition der Person
      • Unsicherheit darüber, welches Verhalten in der Situation angemessen ist
      • beobachtende Person ist damit beschäftigt die eigenen Emotionen unter Kontrolle zu bringen → empathisches overarousal
    • Ähnlichkeit und Vertrautheit gehen mit erhöhtem Mitgefühl einher → auf individuelle und kultureller Ebene
    • Menschen sind hilfsbereiter gegenüber Mitgliedern der Eigengruppe, weniger hilfsbereit gegenüber Mitgliedern einer Fremdgruppe
    • es existieren auch stabile interindividuelle Unterschiede in der Bereitschaft mitzufühlen und zu helfen

Entwicklung prosozialen Verhaltens

  • spontanes Trösten zeigen Kinder frühestens einige Monate nach ihrem 1. Geburtstag
  • bis zum Alter von drei Jahren kann eine Zunahme von Mitgefühl und prosozialem Verhalten nachgewiesen werden → gradueller Übergang von starker Selbstbezogenheit zu einer empathischen Betroffenheit
  • prosoziale Aktivitäten verringern sich ab einem Alter von ungefähr zwei Jahren → hilfreiches Verhalten wird von da an nicht zu allen Gelegenheiten und nur einigen, nicht allen potentiellen Empfängern gegenüber gezeigt
  • spontane Impulse geraten nach und nach unter die Kontrolle von Regeln → wer, wann, wofür Hilfe verdient → der Kreis der „Berechtigten“ wird eingeschränkt
  • differenzielle Entwicklung → interindividuelle Unterschiede, die im Zeitverlauf relativ stabil sind
  • genetische Einflüsse → biologische Prädisposition zu Mitgefühl und prosozioalem Verhalten mit breitem Raum für Einflüsse seitens der Umwelt
  • Bedeutung der Kultur → Niveau der Hilfeleistung in Kulturen mit überwiegend Großfamilien, großem Beitrag der Frauen zum Familieneinkommen, frühzeitiger Übernahme von Aufgaben der Kinder höher → aber überwiegend auf Familienmitglieder beschränkt
  • familiäre Einflussfaktoren → familiäres Klima, das durch Wärme, Unterstützung und sichere Bindungsmuster gekennzeichnet ist, in dem Eltern prosoziale Modelle darstellen und ihrem Kind vermitteln, dass es ohne Scham traurig / ängstlich sein darf, andere Menschen nicht verletzen darf, fördert die Entwicklung altruistischer Persönlichkeiten
  • Geschlechterunterschiede im Mitgefühl → Mädchen sind im Vergleich zu Jungen mitfühlender
  • beide Geschlechter zeigen unterschiedliche Variablen für förderliche Wirkung für die Entwicklung von Mitgefühl und Tröstebereitschaft → Jungs zeigen mehr Mitgefühl wenn sich Mutter und Erzieherin warm und unterstützend ihnen gegenüber verhalten, bei Mädchen zeigte sich dieses Erziehungsverhalten von Mutter und Erzieherin nur in Wechselwirkung mit Schüchternheit unterstützend auf das Mitgefühl
  • Selbstbehauptung steht in einem positiven Zusammenhang mit Mitgefühl

Helfen in Notsituationen

  • Verantwortungsdiffusion
    • je größer die Anzahl der Zeugen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit des Eingreifens → jeder denkt, der andere greift ein → Verantwortungsdiffusion / bystander-effect
    • Diffusion der Verantwortung lässt sich in unterschiedlichen Umgebungen, bei unterschiedlichen Opfern und unterschiedlichen Helfern nachweisen und scheint nicht auf Notsituationen beschränkt zu sein
    • Eintreten ist dann besonders wahrscheinlich wenn die Zeugen zwar voneinander wissen, aber nicht miteinander kommunizieren (können)
  • pluralistische Ignoranz
    • Passivität als Modell für das Unterlassen von Hilfeleistung → passives Verhalten eines anderen Zeugen wird als Hinweis gedeutet, dass ein Eingreifen nicht nötig / angemessen ist → pluralistische Ignoranz
  • Bewertungsangst
    • Angst vor der Bewertung durch Zeugen kann die Hilfsbereitschaft senken
    • Schritte für oder gegen eine Intervention in einer Notsituation:
    1. das Ereignis bemerken → wer die Notsituation nicht bemerkt, kann nicht helfen
    2. das Ereignis als Notsituation interpretieren → die Konstellation in Gruppen (pluralistische Ignoranz) kann dazu führen dass ein Notfall nicht als solcher eingeschätzt wird
    3. Verantwortung übernehmen → Diffusion der Verantwortung oder die Einschätzung des Opfers als „selbst Schuld“ erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass nicht eingegriffen wird
    4. angemessene Hilfeleistung kennen → bei einem Mangel an Wissen oder Kompetenz wird keine angemessene Hilfeleistung erfolgen
    5. Intervenieren → bleibt unter Umständen aus, wenn die Kosten als zu hoch eingeschätzt werden (z.b. Lebensgefahr für die eigene Person)

Verantwortung und prosoziales Verhalten

  • war eine Situation für das Opfer kontrollierbar, wird es als „selbst Schuld“ angesehen → löst im Beobachter Ärger aus → kann Ausbleiben von Hilfeleistung zur Folge haben
  • Verantwortungsgefühle auf Seiten des potentiellen Helfers stehen in einem positiven Zusammenhang zum prosozialen Verhalten → Norm der sozialen Verantwortung → wird als persönliche Norm zu einer Erwartung an das Selbst und löst moralische Verpflichtungsgefühle aus → positive und konstruktive Seite der Verantwortung
  • entscheidend für das Ausführen einer prosozialen Handlung ist das Gefühl für das Wohlergehen des anderen verantwortlich zu sein
  • Kulturunterschiede im Verantwortungsgefühl

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